Nach der Festsetzung eines britischen Tankers durch den Iran sondiert die Londoner Regierung ihre Optionen. Es wird erwartet, dass sie am Montag das Parlament über das weitere Vorgehen informieren wird.

Bei ihrer Reaktion auf die Krise im Golf dürften auch Funkmitschnitte eine Rolle spielen, die darauf hindeuten, dass das iranische Militär sich bei der Beschlagnahmung der Stena Imperoeinem britischen Kriegsschiffwidersetzte. In Filmmaterial, das Reuters am Sonntag von einer iranischen Nachrichtenagentur erhielt, ist der Tanker in einem iranischen Hafen zu sehen. Er hat demnach jetzt eine iranische Flagge gehisst.

Protest beim Sicherheitsrat

Der britische UN-Botschafter hat das Vorgehen Teherans in einem Brief an den Sicherheitsratsvorsitz als "illegale Einmischung" bezeichnet. In dem Schreiben vom Sonntag an den amtierenden UN-Sicherheitsratsvorsitzenden Gustavo Meza-Cuadra, betonte Jonathan Allen, dass der in der Meerenge von Hormuz aufgebrachte Tanker "Stena Impero" sein Recht auf eine Durchfahrt durch eine internationale Schiffspassage wahrgenommen habe.

Den Vorwurf der iranischen Seite, der Tanker sei mit einem Fischkutter kollidiert und habe gegen "internationale Schifffahrtsregeln" verstoßen, wies Allen zurück. "Es gibt keine Hinweise dafür. Selbst wenn es so passiert wäre, würde die Schiffsposition in den Hoheitsgewässern des Omans bedeuten, dass der Iran keine Erlaubnis hatte, die 'Stena Impero' aufzubringen".

Feindseliger Akt

Die Regierung in London verurteilte die Festsetzung des Handelsschiffes bereits als feindseligen Akt und illegalen Eingriff in das Völkerrecht. Am Sonntag gab es aus den oberen Rängen der britischen Regierung aber vergleichsweise wenig öffentliche Äußerungen zu der Krise, was als Hinweis auf eine noch ausstehende Einigung auf eine Reaktion gewertet wurde. Entsprechend sagte der Staatsminister im Verteidigungsministerium, Tobias Ellwood, dem Sender Sky, es würden mehrere Möglichkeiten geprüft. Laut einem Medienbericht werden erwägt die Regierung Sanktionen. Experten zufolge hat sie aber wenig Chance, damit tatsächlich Druck auszuüben - unter anderem da dem Iran durch US-Sanktionen bereits weltweit der Verkauf von Rohöl verboten ist.

"Wir suchen nicht die Konfrontation mit dem Iran", heißt es in einem Schreiben der Briten an den UN-Sicherheitsrat. Aber eine Bedrohung der freien Schifffahrt sei "inakzeptabel und eskalierend". Der Tanker habe sich in Hoheitsgewässern des Oman befunden, als er beschlagnahmt worden sei.

Revanche für Vorfall vor Gibraltar

Das im Golf stationierte britische Kriegsschiff HMS Montrose hatte Funkmitschnitten der Seesicherheitsfirma Dryad zufolge kurz vor der Beschlagnahmung ein iranisches Patrouillenboot kontaktiert. Es fordert dessen Besatzung auf, nicht unerlaubt an Bord des Tankers zu gehen. Die Iraner antworteten jedoch, sie würden die Stena Impero einer "Sicherheitsinspektion" unterziehen und forderten das Schiff zur Kursänderung auf.

Den Vorwurf des Iran, der Tanker habe gegen Schifffahrtsregeln verstoßen, wies die Londoner Regierung zurück. Nach iranischen Angaben soll der Tanker in einen Unfall mit einem Fischerboot verwickelt gewesen sein und dessen Notruf ignoriert haben. Allerdings räumte die Führung in Teheran auch ein, dass der Vorfall eine Reaktion auf die Festsetzung eines iranischen Tankers durch die britische Marine vor Gibraltar Anfang des Monats gewesen sei. Dem Iran wird vorgeworfen, mit dem Tanker gegen EU-Sanktionen Öl nach Syrien liefern zu wollen.