US-Präsident Donald Trump hat zusätzliche Sanktionen gegen den Iran angekündigt. So solle das Land daran gehindert werden, an Atomwaffen zu gelangen. Gleichzeitig unterstrich Trump am Samstag vor Journalisten in Washington, dass auch militärische Schritte nach wie vor als Option auf dem Tisch lägen.

Trump hatte am Freitag nach eigener Darstellung einen Vergeltungsangriff auf den Iran für den Abschuss einer US-Drohne nur wenige Minuten vor dem Beginn gestoppt. Die vom US-Militär vorhergesagte Zahl von 150 Toten auf iranischer Seite wäre unverhältnismäßig gewesen als Gegenschlag für den Abschuss einer unbemannten Drohne, schrieb Trump auf Twitter.

Nach Informationen der Nachrichtenagentur Reuters aus iranischen Regierungskreisen warnte Trump den Iran über den Oman vor dem unmittelbar bevorstehenden Angriff. Die zunehmenden Spannungen ließen den Öl-Preis steigen, Passagierflugzeuge wurden angewiesen, die Region zu umfliegen.

Iran droht mit Folgen

Der Iran hat den USA mit Konsequenzen gedroht, falls sie den Luftraum des Landes verletzen sollten. Dem Iran sei gleichgültig, was US-Präsident Donald Trump sage oder welche Entscheidungen er treffe, sagte Außenamtssprecher Abbas Moussavi am Samstag der iranischen Nachrichtenagentur Tasnim. "Wichtig ist nur, dass wir keine Verletzungen unserer Grenzen dulden und auf jede Gefahr konsequent reagieren werden." Der Iran treffe seine Entscheidungen selbst und unabhängig von anderen.

Auch der Iran gab zu verstehen, dass er kein Interesse an Toten auf US-Seite habe. Demnach wurde ein bemanntes US-Aufklärungsflugzeug vom Typ Poseidon, das gemeinsam mit der Drohne in den iranischen Luftraum eingedrungen sei, nicht abgeschossen.

Hintergrund der Spannungen ist das von den USA im Mai 2018 einseitig aufgekündigte Atomabkommen. Trump will die Führung in Teheran jetzt mit den bisher härtesten Wirtschaftssanktionen zwingen, einer Neuverhandlung des Abkommens und schärferen Auflagen zuzustimmen. Teheran lehnt das ab. Solange Trump nicht zum Atomdeal zurückkehre und die Sanktionen nicht aufhebe "wird der Iran nicht mit den USA verhandeln, auch wenn es zu weiteren Spannungen führen sollte", sagte Präsident Hassan Rouhani.

Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel sprach sich für eine friedliche Lösung der Krise aus. "Ich sage, dass das nicht nur eine Hoffnung sein darf, sondern dass da mit allergrößter Ernsthaftigkeit dafür gearbeitet werden muss", sagte die CDU-Politikerin am Samstag beim Evangelischen Kirchentag in Dortmund. Sie habe den festen Willen, für eine diplomatische Lösung zu arbeiten.

Das britische Außenministerium teilte mit, der für den Nahen Osten zuständige Staatssekretär Andrew Murrison werde am Sonntag in den Iran reisen, um zu deeskalieren. Murrison werde auch die internationale Sorge über das Verhalten des Irans zum Ausdruck bringen und über dessen Drohungen, sich nicht mehr an das internationale Atomabkommen zu halten.

Die USA beantragten eine Sondersitzung des UN-Sicherheitsrats. Die Beratungen zu den "letzten Entwicklungen in Bezug auf den Iran" sollen am Montag hinter verschlossenen Türen stattfinden, verlautete aus Diplomatenkreisen.

Woher kam die Drohne?

Das iranische Außenministerium zitierte den Geschäftsträger der Botschaft der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) ins Ministerium. Nach iranischen Angaben soll die Drohne von einer US-Militärbasis in den VAE gestartet und dann Richtung Iran geflogen sein. Nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur IRNA protestierte Teheran aufs Schärfste gegen eine "inakzeptable Zusammenarbeit" der VAE mit ausländischen Truppen für Übergriffe auf iranische Grenzen.

Außenamtssprecher Moussavi stellte den im Atomvertrag verbliebenen Unterzeichnerstaaten - das sind die UN-Vetomächte China, Frankreich, Großbritannien, Russland sowie Deutschland - erneut ein Ultimatum bis zum 7. Juli. Sollten sie den Atomdeal bis dahin nicht vertragsgerecht umsetzen, werde der Iran seinen Teilausstieg fortsetzen. "Was dann passiert, ist ja allgemein bekannt", so der Sprecher.

Der Iran will sein Uran dann unbegrenzt anreichern und sich nicht mehr an die im Atomabkommen vorgeschriebene Obergrenze von 3,67 Prozent halten. Experten sehen darin das Ende des Atomabkommens und eine neue Eskalationsstufe.