UNO-Generalsekretär Antonio Guterres zeigte sich bei einem Besuch in dem nordafrikanischen Land besorgt über die Militäroperation. "Heute vollenden wir (...) unseren siegreichen Marsch, den Marsch des Kampfes", sagte General Khalifa Haftar in einer Audiobotschaft mit dem Titel "Operation zur Befreiung von Tripolis". "Heute kommen wir den Rufen unserer Angehörigen in unserer teuren Hauptstadt nach, wie wir es ihnen versprochen haben."

Guterres erklärte hingegen über Twitter, es gebe für den Konflikt keine militärische Lösung. "Nur ein innerlibyscher Dialog kann die libyschen Probleme lösen", schrieb er. Der UNO-Chef rief die Konfliktparteien zu Ruhe und Zurückhaltung auf.

Seit 2011 herrscht in Libyen Bürgerkriegschaos

In Libyen herrscht seit dem Sturz von Langzeitherrscher Muammar al-Gaddafi im Jahr 2011 Bürgerkriegschaos. Als wichtigste Kontrahenten stehen sich Haftar und die international anerkannte Regierung von Fayez al-Sarraj gegenüber.

Haftars Truppen waren in den vergangenen Monaten von Osten bis an die Grenze zu Algerien im Westen Libyens vorgerückt. Sie brachten unter anderem Ölquellen unter ihre Kontrolle. Unterstützt wird Haftar von Ägypten, den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) und Russland. Er wird als Bollwerk gegen Islamisten gesehen. Vor allem in dem von der Al-Serraj-Regierung kontrollierten Gebiet agieren Hunderte zum Großteil radikalislamische Milizen weitgehend unbehelligt.

Regierungschef ordnete Generalmobilmachung an

Bereits am Mittwoch hatte Haftars Medienbüro den Vormarsch auf Tripolis angekündigt. Die Operation verfolge das Ziel, den Westen Libyens von verbliebenen "Terrorgruppen zu säubern", hieß es. Der Sprecher der Haftar-Truppen, Ahmed al-Mismari, sagte, diese seien am Donnerstag in die Stadt Gharyan rund 100 Kilometer südlich von Tripolis eingerückt.

Al-Sarraj hatte am Mittwochabend die Generalmobilmachung der ihm loyalen Truppen erklärt. Der Präsidialrat unter seiner Leitung ordnete an, gegen alle Bedrohungen vorzugehen, die das Ziel hätten, die Stabilität Libyens zu erschüttern.

Nationalkonferenz sollte Ausweg aus der Krise suchen

Für Mitte April ist in der Stadt Ghadames eine dreitägige Nationalkonferenz geplant, die von den UN organisiert wird. UNO-Sondervermittler Ghassan Salame will dort nach Auswegen aus der jahrelangen Krise suchen. Auch der UN-Sicherheitsrat unterstützt das Treffen und erklärte Ende März, die Konferenz biete eine entscheidende Gelegenheit, um Frieden im Land zu erreichen.

Haftar und Al-Sarraj hatten sich mehrfach zu Wahlen bekannt, zuletzt im Februar bei eine Treffen in Abu Dhabi. Die UNO sprach von einem Termin in diesem Jahr, ein konkretes Datum gibt es aber bisher nicht.

Libyen hat sich zu einem der wichtigsten Transitländervon Migranten auf dem Weg nach Europa entwickelt. Von der libyschen Mittelmeerküste legen immer wieder Boote mit Flüchtlingen ab. Die EU hatte Ende März erklärt, sie stoppe ihren Marineeinsatz vor Libyens Küste, mit dem Schleuser gestoppt werden sollen. Die Mitgliedstaaten konnten sich nicht auf ein System zur Verteilung geretteter Migranten einigen.