EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker hat sich pessimistisch zu den Aussichten auf einen geordneten Austritt Großbritanniens geäußert. Seine Bemühungen um eine Lösung seien darauf ausgerichtet, das Schlimmste zu vermeiden, sagte Juncker am Donnerstag in Brüssel. "Aber ich bin nicht sehr optimistisch", fügte er im Wirtschafts- und Sozialausschuss hinzu.

Er begründete seine Einschätzung einen Tag nach einem Treffen mit der britischen Premierministerin Theresa May damit, dass es bei jeder Abstimmung im britischen Parlament nur eine Mehrheit gegen etwas gebe, aber nicht für etwas. Sollte es einen ungeregelten Brexit geben, hätte dies verheerende wirtschaftliche und soziale Folgen für Großbritannien und die EU. May sprach nach dem Treffen mit Juncker am Mittwochabend von Fortschritten. Man sei in den Gesprächen über die irische Grenze weitergekommen. Großbritannien soll nach bisheriger Planung am 29. März aus der EU austreten.

Druck steigt

Doch der Druck auf die britische Premierminister Theresa May in ihrem Kabinett wächst. Mehrere britische Minister wollen May einem Zeitungsbericht zufolge im Parlament die Gefolgschaft verweigern, wenn sie nicht einer Brexit-Verschiebung zustimmt.

Die britische Boulevardzeitung „The Sun“ berichtete, prominente Kabinettsmitglieder wie Arbeitsministerin Amber Rudd, Justizminister David Gauke und Wirtschaftsminister Greg Clark hätten May aufgefordert, den für Ende März geplanten Austritt des Landes aus der EU zu verschieben und damit die Möglichkeit eines „No Deal“-Brexits vom Tisch zu nehmen. Andernfalls würden sie mit 20 weiteren Abgeordneten für eine Initiative der oppositionellen Labour-Partei stimmen.