Er werde "alles Notwendige" tun, um Menschenleben zu retten, sagte Parlamentspräsident Juan Guaidó am Freitag. Er räumte ein, dass ein Eingreifen der USA ein "sehr brisantes Thema" sei. Washington hatte zuletzt eine Intervention nicht ausgeschlossen.

Inzwischen ist die humanitäre Hilfe für Venezuela angerollt: Die ersten Lieferungen für die notleidende Bevölkerung sind in der kolumbianischen Grenzstadt Cúcuta eingetroffen. Zehn Lastwagen mit rund 100 Tonnen Lebensmitteln, Medizin sowie Hygieneartikel trafen in ein Lager nahe der Tienditas-Brücke ein. Die Brücke wurde allerdings schon vor Tagen von der venezolanischen Regierung blockiert.

Guaidó will die über die US-Entwicklungsbehörde USAID zur Verfügung gestellte Hilfe nach Venezuela schaffen lassen. Weitere Lieferungen sollen im ebenfalls benachbarten Brasilien sowie auf einer Karibikinsel - laut Medienberichten ist es Puerto Rico - zum Transport in das südamerikanische Krisenland bereitgestellt werden.

Maduro: "Zwischen Krieg und Frieden"

Der sozialistische Staatschef Nicolás Maduro lehnt dies allerdings weiter ab. Er wirft der Kontaktgruppe aus EU- und lateinamerikanischen Staaten Voreingenommenheit vor. "Sie hören sich die Wahrheit über Venezuela nicht an. Sie sind taub", sagte Maduro am Freitag. Er sei aber "bereit und gewillt", einen Gesandten der Gruppe zu empfangen.

Zugleich bekräftigte er den Stopp der Hilfslieferungen aus den USA. Washington habe die humanitäre Krise in seinem Land "erfunden", um eine "Intervention" zu rechtfertigen, so Maduro. So steht es auch in einem Brief "an das amerikanische Volk", den Maduro an das Weiße Haus schicken will. "In diesen Tagen entscheidet sich die Zukunft unserer Länder zwischen Krieg und Frieden", heißt es in dem Schreiben, für das er nach eigenen Angaben Millionen Unterschriften seiner Landsleute gesammelt hat.

Tatsächlich fehlt es in dem Erdölstaat ab am Nötigsten. Wegen fehlender Devisen kann das einst reiche Land kaum noch Lebensmittel, Medikamente und Dinge des täglichen Bedarfs importieren. Viele Menschen hungern, und rund drei Millionen Venezolaner sind vor dem Elend in ihrer Heimat bereits ins Ausland geflohen."

Bereits vor Tagen hatten die venezolanischen Behörden die Tienditas- Autobahnbrücke mit dem Auflieger eines Tanklastzugs und zwei Containern gesperrt. "Maduro soll aufhören, so egoistisch zu sein. Er hat zu essen, er hat Geld. Und jene, die am Boden liegen, interessieren ihn nicht", sagte die Venezolanerin Eduviges García im Fernsehsender Caracol.

Militär steht vor Dilemma

Um die Hilfsgüter nach Venezuela zu schaffen, braucht die Gegenregierung um Guaidó die Unterstützung der Streitkräfte, die die Grenze kontrollieren. Allerdings stehen die mächtigen Militärs bisher noch an der Seite Maduros. Viele Generäle besetzen wichtige Posten in der Wirtschaft, einige sollen auch in kriminelle Geschäfte verwickelt sein. Das bindet sie an Maduro.

Angesichts der Not der Bevölkerung und des internationalen Drucks stehen die Soldaten nun vor einem Dilemma. Stoppen sie die Hilfslieferungen, verspielen sie ihren Rückhalt unter den Venezolanern. Lassen sie die Güter aber passieren, verweigern sie damit einen direkten Befehl von Präsident Maduro.