Die israelische Luftwaffe hat in der Nacht auf Montag zahlreiche iranische Ziele im Nachbarland Syrien bombardiert. Es handle sich um den bisher schwersten Angriff Israels in Syrien, berichtete das israelische Fernsehen in der Früh. Er sei eine Reaktion auf einen Angriff der iranischen Al-Quds-Brigaden mit einer Rakete auf die von Israel besetzten Golanhöhen.
Die israelischen Streitkräfte teilten mit, es seien Ziele der Al-Quds-Brigaden sowie der syrischen Armee angegriffen worden. Darunter seien mehrere Waffenlager und eine Einrichtung auf dem internationalen Flughafen von Damaskus, ein Ziel des iranischen Geheimdienstes sowie ein iranisches Trainingslager. Die Al-Quds-Brigaden sind die Eliteeinheit der iranischen Revolutionsgarden, der zweiten Säule der Armee, und werden vor allem im Ausland eingesetzt.
Auch Flughafen in Damaskus getroffen
Nach russischen Militärangaben wurde auch der Flughafen in Damaskus teilweise getroffen. Mehr als 30 israelische Raketen seien bei den insgesamt drei Angriffen abgewehrt worden. Vier syrische Soldaten seien getötet und sechs weitere verletzt worden, hieß es. Die Angriffe hätten 45 Minuten gedauert.
Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichtete, dass bei dem israelischen Angriff zwei Syrer und neun Ausländer getötet worden seien. Mehrere Verletzte seien zudem in kritischem Zustand, so dass die Totenzahl noch steigen könne, erklärte die in Großbritannien ansässige Organisation. Ihre Quellen nannte sie nicht.
Am Sonntag hatte die israelische Raketenabwehr ein Geschoß abgefangen, das die Al-Quds-Brigaden auf den Golan abgefeuert haben sollen. Israelische Besucher des Skigebiets Hermon waren Zeugen des Vorfalls. Am Montag sollte die Anlage angesichts der angespannten Lage geschlossen bleiben.
Abwehr von Geschossen am Golan
"Das war ein inakzeptabler Angriff der iranischen Truppen, (...) die eine iranische Rakete aus der Umgebung von Damaskus abgefeuert haben", sagte der israelische Armeesprecher Jonathan Conricus. Es habe sich nicht um einen Angriff iranischer Verbündeter wie der libanesischen Hisbollah gehandelt. Der Angriff sei geplant gewesen. In Israel habe es keine Schäden und keine Verletzten gegeben.
Zuvor hatten wiederum israelische Kampfjets nach syrischen Angaben mehrere Raketen auf den Flughafen von Damaskus abgefeuert. Diese sollen aber von der syrischen Abwehr abgefangen worden sein. Diesen israelischen Angriff bestätigte Conricus nicht.
Laut der staatlichen syrischen Nachrichtenagentur Sana war die Luftabwehr auch in der Nacht auf Montag aktiv. Dazu erklärten die israelischen Streitkräfte, Syrien habe "trotz klarer Warnungen, ein solches Feuer zu unterlassen", Dutzende Luftabwehrraketen abgefeuert. Als Reaktion habe Israels Luftwaffe auch mehrere Abwehrbatterien der syrischen Streitkräfte attackiert.
Israel greift seit Jahren immer wieder Einrichtungen des Irans und der verbündeten libanesischen Schiitenmiliz Hisbollah in Syrien an. Früher hatte Israel meist zu eigenen Angriffen geschwiegen und Berichte darüber nicht bestätigt. Betont wurde lediglich, dass Israel keine dauerhafte iranische Militärpräsenz in Syrien tolerieren werde. Der Iran ist neben Russland der engste Verbündete des syrischen Präsidenten Bashar al-Assad im seit sieben Jahren laufenden Syrienkrieg.
"Wer Raketen schießt, wird den Preis zahlen"
Geheimdienstminister Israel Katz sagte dem israelischen Fernsehen am Montag, die neue offene Haltung stärke Israels Abschreckung. "Wer sich bekennt, der sagt: ich bin hier", sagte Katz. Die Botschaft sei eindeutig: Wer Raketen auf Israel abfeuere, "der wird den vollen Preis zahlen".
Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu hatte am Sonntag während eines Besuchs im Tschad gesagt: "Wir haben eine dauerhafte Politik: mit Angriffen gegen die iranische Etablierung in Syrien vorzugehen und jeden zu attackieren, der uns schädigen will."
Der iranische Luftwaffenchef wiederum drohte Israel nach den Angriffen auf die iranische Stellungen in Syrien mit Vernichtung. "Die jungen Leute in der Luftwaffe brennen darauf, gegen das Zionisten-Regime zu kämpfen und es von der Erde zu entfernen", zitierte die vom iranischen Staatsfernsehen gelenkte Website Young Journalist Club Brigadegeneral Aziz Nasirzadeh.