Wie geht es weiter in London? Das britische Parlament soll am 29. Jänner über neue Vorschläge von Premierministerin Theresa May zum Brexit abstimmen. Dem werde eine ganztägige Debatte vorausgehen, erklärte die Fraktionschefin der Konservativen Partei, Andrea Leadsom, am Donnerstag.
Sie bestätigte, dass May am Montag - acht Tage davor - ihre überarbeiteten Vorschläge zum Austritt aus der EU vorlegen und eine Erklärung dazu abgeben wird. Das Parlament hatte das bisherige von May ausgearbeitete Abkommen am Dienstag mit deutlicher Mehrheit abgelehnt. Unklar blieb zunächst, welche Änderungen die Premierministerin vorschlagen wird.
Nach Angaben des Vorsitzenden der britischen Konservativen, Brandon Lewis, laufen derzeit Gespräche zwischen Ministern und Abgeordneten im Unterhaus. Lewis schloss am Donnerstag gegenüber der BBC ein zweites Referendum wie auch einen Verbleib Großbritanniens in der Zollunion aus.
Schnell erklärt: Der harte Brexit in Zahlen
Premierministerin May hatte am Mittwochabend ein Misstrauensvotum im Parlament überstanden. Der Streit über das von ihr ausgehandelte Brexit-Abkommen mit der EU hält aber an. Gegen die Regierung votierten 306 Abgeordnete - für May stimmten 325. May sagte, sie werde weiterhin daran arbeiten, das Vereinigte Königreich aus der EU zu führen.
"Der Ball liegt bei den Briten"
Der EVP-Fraktionschef im Europaparlament und CSU-Vize Manfred Weber forderte nun Entscheidungen von London: "Der Ball liegt jetzt bei den britischen Kollegen", sagte der Spitzenkandidat der konservativen Parteienfamilie für die Europawahl am Donnerstag im Deutschlandfunk. Eine Diskussion über einen Aufschub des bisher für den 29. März geplanten Austrittstermins sei nur sinnvoll, wenn der Plan der Briten klar sei.
Die deutsche Justizministerin Katarina Barley (SPD) sprach sich am Donnerstag für ein zweites Referendum aus. Es sei nicht so, dass die Briten dann zum zweiten Mal über das Gleiche abstimmen müssten, sagt sie dem Sender "NDR Info": Jetzt liege ein konkreter Entwurf des Austrittsabkommens vor.
May hat einer zweiten Volksabstimmung wiederholt eine Absage erteilt. Die konservative Regierungschefin traf nach dem Misstrauensvotum am Mittwoch Anführer mehrerer Oppositionsparteien. Sie will bis Montag darlegen, wie ein geordneter EU-Austritt doch noch gelingen soll.
Sie sei zur Zusammenarbeit mit den Abgeordneten bereit, sagte die Politikerin der konservativen Tories. "Wir müssen einen Weg finden, der die Unterstützung dieses Hauses findet." Labour-Chef Jeremy Corbyn hatte den Misstrauensantrag unmittelbar nach der deutlichen Niederlage Mays bei der Abstimmung über den Brexit-Vertrag gestellt und wollte damit eine Neuwahl erzwingen.
Die Konsequenzen für den Brexit sind vorerst völlig offen.
Das war der Tag nach der Abstimmung im Liveblog:
20:18 Uhr: 325:306 zugunsten der Regierung
Der Misstrauensantrag gegen die britische Regierung ist gescheitert. Eine Mehrheit der Abgeordneten sprach Premierministerin Theresa May und ihrem Kabinett am Mittwochabend das Vertrauen aus. Gegen die Regierung votierten 306 Abgeordnete - für May stimmten 325.
20:01 Uhr: Die Abstimmung hat begonnen
Das britische Unterhaus hat nach einem flammenden Appell von Umweltminister Michael Gove seine Vertrauensabstimmung begonnen. Ein Ergebnis wird in etwa 15 Minuten vorliegen.
19:44 Uhr: "Neuwahlen würden Großbritannien ins Chaos stürzen"
Premierministerin Theresa May wirbt ein letztes Mal um Unterstützung für ihre Regierung . Neuwahlen "wären das schlechteste, was wir tun können". Oppositionsführer Jeremy Corbyn hatte May in der Parlamentsdebatte zum Rücktritt aufgefordert.
Ein solcher Schritt würde die "Spaltung vertiefen" und "Chaos bringen". Vorgezogene Wahlen würden außerdem zu Verzögerungen im Brexit-Prozess führen.
Corbyn sagte, die "Zombie"-Regierung der konservativen Premierministerin habe "das Vertrauen und die Unterstützung" des Parlaments verloren, sagte der Chef der Labour-Partei. May solle daher ihr Amt niederlegen.
19:40 Uhr: EU bereit zu Brexit-Verschiebung bis 2020?
Die Union ist einem Zeitungsbericht zufolge bereit, den Brexit bis kommendes Jahr zu verschieben. EU-Vertreter prüften entsprechende Pläne, nachdem Deutschland und Frankreich ihre Bereitschaft zu längeren Austrittsverhandlungen signalisiert hätten, berichtete "The Times" am Mittwoch unter Berufung auf nicht näher bezeichnete Quellen.
Zunächst sei von einer dreimonatigen Verschiebung bis Ende Juni die Rede gewesen. Doch nun würden rechtliche Wege geprüft, den Brexit bis 2020 zu verschieben. Eine offizielle Bestätigung aus Brüssel gab es vorerst nicht.