Am 3. Jänner tritt in Washington erstmals der neue Kongress zusammen. Damit wird als Ergebnis der Wahlen vom 6. November eine Neuordnung der Machtverhältnisse wirksam, die Donald Trump das Regieren erheblich erschwert. Der US-Präsident hat es fortan mit einem Parlament zu tun, das teilweise von den oppositionellen Demokraten beherrscht wird.
Der Kongress wird zugleich so weiblich und vielfältig wie nie zuvor in seiner 230-jährigen Geschichte. Eine Rekordzahl von Frauen sowie eine Vielzahl von Angehörigen gesellschaftlicher Minderheiten haben künftig Mandate in Repräsentantenhaus und Senat.
DIE NEUE MACHTVERTEILUNG: Während bisher die Republikaner beide Kongresskammern dominierten, ist künftig die parlamentarische Macht gesplittet.
Im Repräsentantenhaus werden die Demokraten 235 oder 236 der insgesamt 435 Sitze besetzen (über die Vergabe des Mandats für den 9. Wahlkreis in North Carolina gibt es noch immer keine Entscheidung). Die Demokraten rangen Trumps Republikanern bei den Kongresswahlen mehr als 40 Sitze ab. Das war zwar nicht die erhoffte große "blaue Welle" - blau ist die Farbe der Partei -, aber dennoch eine markante Verschiebung. Dagegen konnte Trumps Partei ihre knappe Mehrheit im Senat leicht ausbauen. Diese wächst von 51 auf 53 der 100 Sitze.
Die neuen Machtverhältnisse werden sich auch in der Besetzung des nach Präsident und Vizepräsident dritthöchsten Amtes im Staat widerspiegeln. Der Posten des Vorsitzenden des Repräsentantenhauses ("Speaker") fällt an die Opposition. Dafür nominiert haben die Demokraten ihre langjährige Fraktionschefin Nancy Pelosi, die das "Speaker"-Amt als erste Frau der Geschichte bereits von 2007 bis 2011 innehatte. Die Wahl der 78-Jährigen ist ebenfalls für Donnerstag angesetzt.
DIE NEUE FRAUENPOWER: 39 Frauen wurden neu in den Kongress gewählt. Dem Repräsentantenhaus und Senat wird die Rekordzahl von insgesamt 131 Frauen angehören.
Die demokratische Welle war gleichzeitig eine weibliche, denn fast alle Newcomerinnen vertreten die Opposition. Von den 36 neuen Frauen im Repräsentantenhaus sind 35 Demokratinnen, und auch zwei der drei neuen Senatorinnen gehören zur Opposition.
Natürlich bleibt bei der parlamentarischen Frauen-Power noch immer viel Luft nach oben. Nach wie vor sind Frauen in Relation zur US-Gesamtbevölkerung stark unterrepräsentiert. In beiden Kongresskammern besetzen sie weiterhin weniger als ein Viertel der Sitze.
DIE NEUE VIELFALT: Der neue US-Kongress repräsentiert auch ein derart breites Spektrum von ethnischen, religiösen und anderen gesellschaftlichen Gruppen wie kein anderer vor ihm. Besonders neugewählte Parlamentarierinnen der Demokraten sind die Exponentinnen dieser gewachsenen Vielfalt.
So wurden etwa die Muslima Ilhan Omar und Rashida Tlaib ins Repräsentantenhaus gewählt. Sie werden die ersten Frauen ihres Glaubens im US-Kongress sein. Omar flüchtete einst als Kind mit ihrer Familie vor dem Bürgerkrieg in Somalia über Kenia in die USA. Tlaib ist eine Tochter palästinensischer Einwanderer.
Ihre künftigen demokratischen Fraktionskolleginnen Sharice Davids und Deb Haaland werden die ersten Frauen mit indigener Abstammung im Kongress sein. Davids ist zudem bekennende Lesbe. Die neue Senatorin Kyrsten Sinema wiederum wird das erste offen bisexuelle Mitglied der Kammer sein.
Die Republikanerin Young Kim wird als erste Amerikanerin mit koreanischen Wurzeln im Kongress sitzen. Trotzdem werden die Republikaner weiterhin in großer Mehrzahl durch weiße Männer in oft fortgeschrittenem Alter repräsentiert. In Bezug auf zukünftige Wahlentscheidungen könnte die mangelnde Diversität für Trumps Partei zu einem Problem werden.