Hat der saudische Kronprinz persönlich den Auftrag zum Mord an Jamal Khashoggi erteilt? Beinahe täglich tauchen neue Berichte auf, die genau dies nahelegen. Gestern meldete eine türkische Zeitung, die CIA besitze den Mitschnitt eines Telefonats, in dem Mohammed bin Salman seinen Bruder Khaled beauftragt, Khashoggi „so schnell wie möglich zum Schweigen zu bringen“. Längst wird MBS, wie er abgekürzt genannt wird, als „Mister Bone Saw“ verspottet – nach der Knochensäge, mit der das Mordopfer zerstückelt worden sein soll.

Dass alle Beteuerungen des Königshauses, mit dem grauenhaften Verbrechen nichts zu tun zu haben, immer weniger glaubhaft klingen, hat sich der impulsive Kronprinz auch selbst zuzuschreiben. Zuerst hatte Saudi-Arabien überhaupt bestritten, mit dem Verschwinden des Journalisten in der saudischen Botschaft in Istanbul etwas zu tun zu haben. Als immer mehr Berichte über eine Verwicklung auftauchten, behauptete der Kronprinz, der Journalist sei bei einer Schlägerei verstorben. Sogar eine Entführung stand im Raum, bis die saudische Staatsanwaltschaft schließlich feststellte, dass es sich um vorsätzlichen Mord handle. Auch Säurespuren tauchten auf.

Auf internationalem Parkett vorzeigbar wird Mohammed bin Salman damit immer weniger; auch im saudischen Königshaus rumort es. Doch ob die Affäre tatsächlich noch seinen Anspruch auf die Thronfolge gefährden kann, bleibt abzuwarten. Der Kronprinz selbst macht keine Anstalten, freiwillig zurückzutreten. Noch scheint König Salman hinter ihm zu stehen, einstweilen auch US-Präsident Trump als wichtigster Verbündeter.