Der EVP-Spitzenkandidat bei der EU-Wahl, Manfred Weber, macht jetzt trotz letzten noch bestehenden Unklarheiten Druck beim Brexit. Zwar seien auch nach dem vertraglichen Austrittsdatum Großbritanniens aus der EU im nächsten März noch nachträgliche Präzisierungen möglich, aber: "Spätestens im Mai 2019 muss Klarheit sein", so Weber im ORF-Interview in der ZIB 2. Denn: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Briten noch einmal bei der Europawahl mitwählen."

Die EU habe den Brexit gut verhandelt, man habe drei Punkte erreicht: "Die Briten müssen ihre Rechnung zahlen, wenn sie austreten; wir wollen keine innerirische Grenze; und die wechselseitigen Bürgerrechte müssen gewährleistet sein. Alle drei Punkte sind abgearbeitet."

Zum Budget-Konflikt mit Italien meinte Weber: "Wir haben Druckmittel, aber das Miteinander ist das Entscheidende. Wir sitzen alle in einem Boot. Irgendwann muss selbst Italien die Realität einsehen." Das habe vor einigen Jahren sogar Griechenland - nach anfänglichem Populismus - irgendwann getan. Man müsse rauskommen aus der "Rhetorik Rom gegen Brüssel".

Dass die Fidesz-Partei des national-konservativen ungarischen Regierungschefs Viktor Orban immer noch Mitglied der EVP-Fraktion im EU-Parlament ist, verteidigte der EVP-Kandidat mit folgenden Hinweisen: "Die ungarische Regierung stimmt zu über 95 Prozent europäischen Gesetzen zu. Jeder darf seine Meinung vertreten. Orban hat klare ungarische Positionen, aber ich erlebe ihn auch als konstruktiven Partner. Wir müssen miteinander reden in Europa."

Die Frage, welche Koalitionen er sich nach der EU-Wahl vorstellen könne, beantwortete Weber nur teilweise: "Ich schließe jede Kooperation mit rechtsradikalen Kräften aus und erwarte von den Sozialdemokraten denselben Trennstrich am linken Rand." Wen er mit rechtsradikal meine? "Etwa Le Pen in Frankreich." Zur FPÖ wollte sich Weber in diesem Zusammenhang nicht äußern. Er wolle eine "proeuropäische Gestaltungsmehrheit aufbauen", das sei das Wahlziel für die EU-Wahl im Mai 2019.