Deutschlands Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat bei den Pariser Gedenkfeiern zum Ende des Ersten Weltkriegs vor erneuten Gefahren für den Frieden in Europa und in der Welt gewarnt. "Wir sehen doch, dass internationale Zusammenarbeit, friedlicher Interessenausgleich, ja selbst das europäische Friedensprojekt wieder in Frage gestellt werden", mahnte die Kanzlerin am Sonntag.

Sie sei in Sorge, "dass sich wieder nationales Scheuklappendenken ausbreitet", sagte die Kanzlerin als Eröffnungsrednerin eines dreitägigen Friedensforums in der französischen Hauptstadt. Es dürfe keinen Rückfall in den Nationalismus geben, sagte sie und rief zur friedlichen Lösung aktueller militärischer Konflikte in aller Welt auf. "Wohin nationale Selbstherrlichkeit und militärische Überheblichkeit führen können", habe der Erste Weltkrieg gezeigt, sagte Merkel.

Alte Dämonen

Zuvor hatte der französische Präsident einen flammenden Friedensappell in die Welt geschickt. Im Beisein von rund 70 Staats- und Regierungschefs hat Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron in Paris vor Bedrohungen für den Frieden gewarnt. "Die alten Dämonen steigen wieder auf - bereit, ihr Werk von Chaos und Tod zu vollenden", sagte Macron am Sonntag bei der Feier zum 100. Jahrestag des Waffenstillstands im Ersten Weltkrieg vor dem Triumphbogen.

Macron appellierte an die hochrangigen Gäste, für Frieden und eine bessere Welt zu kämpfen. Nur gemeinsam könnten die "Bedrohungen" der heutigen Zeit gebannt werden, sagte Frankreichs Präsident. Als Beispiele nannte er den Klimawandel, Umweltschutz, Armut, Hunger, Krankheit und Ungleichheiten.

Marcon hatte die Staats- und Regierungschefs, darunter Bundespräsident Alexander Van der Bellen, zunächst im Elysee-Palast empfangen. Dann ließ er sie zusammen wie ein großes Fußballteam in zwei roten Autobussen zur Prachtstraße Champs Elysee fahren.

Der russische Präsident Wladimir Putin hat später den Vorstoß von Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron für eine eigene europäische Armee begrüßt. Diese Idee sei nicht neu, sagte er am Sonntag dem von Russland finanzierten Sender RT France nach russischen Medienangaben. "Präsident Macron hat sie aber wiederbelebt."

Europa sei ein starker Wirtschaftsverband und eine starke Wirtschaftsunion. Deshalb sei es logisch, dass Europa bei Sicherheit und Verteidigung unabhängig und souverän sein wolle, sagte Putin. Um die multipolare Welt zu stärken, sei der Vorstoß Frankreichs "ein positiver Prozess", hob der Kremlchef am Rande seines Besuchs beim Weltkriegsgedenken in Paris hervor.

Macron hatte vorgeschlagen, zum Schutz vor Russland eine europäische Armee aufzubauen. Die Europäer dürften sich bei ihrer Sicherheit nicht nur auf die USA verlassen. US-Präsident Donald Trump hatte daraufhin Macrons Initiative kritisiert. "Sehr kränkend", schrieb er auf Twitter.