Es war kurz vor dem Staatsbesuch des schwedischen Königspaars in Österreich, als die Kleine Zeitung Audienz im Kungliga Slottet, dem Stockholmer Schloss, bekam.

Damals, im Jahr 2007, hatte das Land weltweit die meisten Irak-Flüchtlinge aufgenommen. Auf die Frage, ob es ein Problem sei, dass sich das Land mehr und mehr zu einer multikulturellen Gesellschaft entwickle, antwortete König Carl Gustaf: „Türen öffnen allein ist zu wenig, man muss die Menschen auch hereinbitten und ihnen weiterhelfen, sich zu orientieren.“ Dazu gehöre das Erlernen der schwedischen Sprache ebenso wie die Möglichkeit der Menschen auf Arbeit. „Jedes Jahr kommen 20.000 neue Schweden dazu. In Städten wie Göteborg, Malmö oder an den Rändern Stockholms gibt es diesbezüglich große Probleme“, erklärte der schwedische König weiter.

Einstige humanitäre Supermacht

Schweden war über Jahrzehnte das Musterland internationaler Hilfsbereitschaft, als humanitäre Supermacht geschätzt, doch die hat mittlerweile tiefe Risse. „Mein Europa baut keine Mauern!“, hatte der schwedische Premier, der Sozialdemokrat Stefan Löfven, der heute seine Abwahl fürchten muss, noch anfangs gesagt. Doch er schwenkte kolossal um, als es immer häufiger zu sozialen Spannungen und Krawallen kam, in den Vororten von Malmö und Stockholm, wo viele Einwanderer leben.

Sozialdemokrat Stefan Löfven
Sozialdemokrat Stefan Löfven © AP

Und dann ließ der Sozialdemokrat 2016 gemeinsam mit den Grünen sogar den Inbegriff von Freiheit schließen, die Öresundbrücke, die Kopenhagen mit Südschweden verbindet. Für die rund 160.000 Asylsuchenden, die 2015 nach Schweden kamen, aber auch für viele Flüchtlinge, die nach Norwegen weiterzogen, war die Öresundbrücke der wichtigste Einreisepunkt gewesen.

Öresund-Brücke
Öresund-Brücke © ultrakreativ - Fotolia

Raus aus der Schmuddelecke

Die rechtsextreme Partei der Schwedendemokraten, die in den Umfragen vor der heutigen Parlamentswahl auf 20 Prozent kommt, stürzte sich von Anfang an auf das Thema Migration, das von den Volksparteien viel zu lange mit Sprachlosigkeit belegt war. Die Schwedendemokraten sind in den 1980er-Jahren aus der Neonaziszene entstanden. Mit zunehmendem Erfolg versuchen sie, dieses Image abzustreifen. Ihr Vorsitzender ist der 39-jährige Jimmie Åkesson, unter dessen Führung die Partei vor acht Jahren erstmals in den Schwedischen Reichstag einzog. Aus dem einstigen Paria ist ein Angstgegner geworden.

Schweden zählt immer noch zu den reichsten, lebenswertesten und sozialsten Staaten der Welt. Doch das hilft all jenen nicht, die den Abbau im Wohlfahrtsstaat, wie in den letzten Jahren von den Sozialdemokraten vorangetrieben, direkt spüren: länger arbeiten, weniger Pension, ein kränkelndes Gesundheitssystem mit viel zu langen Wartezeiten. Viele Menschen, die spüren, dass sie es nicht mehr so gut haben wie früher, sind empfänglich für die Schwedendemokraten, die ihnen weismachen, dass die Migranten an allem schuld sind.