Ein Mann ist nach Morddrohungen gegen die US-Zeitung "Boston Globe" festgenommen worden. Der 68-Jährige werde noch am Donnerstag einem Haftrichter vorgeführt, wie die Staatsanwaltschaft des Staates Massachussetts mitteilte.

Demnach rief der Kalifornier die Redaktion im August immer wieder an und drohte, Zeitungsmitarbeiter zu erschießen. Zuvor hatte das Blatt eine Aktion angestoßen, bei der mehr als 300 Tageszeitungen vor einer Gefährdung der Pressefreiheit durch Präsident Donald Trump warnten.

FBI-Mitarbeiter Harold Shaw sagte, jeder habe zwar ein Recht auf freie Meinungsäußerung. "Menschen mit Mord zu drohen, geht jedoch zu weit und wird nicht toleriert", sagte er. Die Festnahme soll demnach als Warnung dienen, "dass Drohungen auszusprechen kein Scherz ist, sondern eine Straftat". Dem Beschuldigten drohen bis zu fünf Jahre Haft und eine Geldstrafe von 250.000 Dollar (214.000 Euro).

Der "Boston Globe" zitierte eine eidesstattliche Erklärung, wonach der Mann sich bei den Anrufen als Trump-Anhänger zu erkennen gab. Solange die Zeitung Trump angreife, werde er die Zeitung "bedrohen, belästigen und nerven", sagte er demnach am Telefon. Den Angaben zufolge bezeichnete er die Zeitung auch als "Feinde des Volkes" - ein Begriff, den Trump zur Beschreibung der kritisch über ihn berichtenden Medien regelmäßig benutzt.

Strafrechtlich verfolgt

Staatsanwalt Andrew Lelling kündigte an, jeder werde für derartige Äußerungen strafrechtlich verfolgt - ungeachtet seiner politischen Meinung. In einer Zeit politischer Spaltung und häufig auftretender Massenschießereien sollten "Vertreter der Öffentlichkeit auf ihre eigene politische Rhetorik achten", sagte Lelling. "Andernfalls werden wir das übernehmen."

Bei der groß angelegten Aktion des traditionsreichen "Boston Globe" hatten Hunderte Tageszeitungen Trump in Leitartikeln Mitte August vorgeworfen, vorsätzlich Lügen in die Welt zu setzen, die Rolle der Presse als Kontrollinstanz zu untergraben und damit an den Grundpfeilern der Demokratie zu rütteln. Sie widersprachen den häufig geäußerten Vorwürfen des Präsidenten, dass die Medien "Feinde des Volkes" seien und ständig "Fake News", also falsche Nachrichten, verbreiteten.