Die Regierungsbildung in Rom wird in Europa mit großer Sorge beobachtet. Auch Gianfranco Pasquino, emeritierter Professor der Politikwissenschaften in Bologna, betrachtet ein Kabinett aus Lega und Fünf-Sterne-Bewegung mit größter Skepsis. "In Rom entsteht eine Dilettantenregierung, die gefährlich sein kann", so Pasquino im Gespräch mit der APA.

"Die neue Regierung besteht aus Dilettanten ohne Erfahrung, deren politische Qualitäten mir unbegreiflich sind. Wegen der Unerfahrenheit und der mangelnden Kompetenz dieser möglichen Regierung ist mit Schäden und Fehlern zu rechnen. Ich fürchte mehr die Fünf-Sterne-Bewegung als die Lega, eine Gruppierung mit Wurzeln und politischer Tradition, die weiß, was sie will", meinte Pasquino.

Demokratisches Fundament unbesteitbar

Die mögliche Regierung aus Lega und Fünf-Sterne-Bewegung sei zwar in Europa nicht willkommen, ihr demokratisches Fundament sei jedoch unbestreitbar. "Diese Regierung besteht aus Parteien, die die Mehrheit der Italiener gewählt haben. Laut Umfrage würde die Lega sogar an Stimmen zulegen, sollte es zu Neuwahlen kommen" meint der Politologe.

Zu den größten Fehlern, die eine neue Regierung laut Pasquino begehen könnte, zählt die Einführung einer Flat Tax, ein Kernelement im Wirtschaftsprogramm des Duos Lega und Fünf-Sterne-Bewegung. "Zu denken, dass man in wenigen Tagen ein Wirtschaftsprogramm zur Sanierung Italiens entwerfen und die EU-Regeln ändern kann, ist eine Illusion", sagt Pasquino.

Premier-Entscheidung nicht "bestmögliche Wahl"

Die Nominierung des Juristen Giuseppe Conte als Premier betrachtet Pasquino nicht als beste Entscheidung. "Die Parteien, die eine politische Regierung auf die Beine stellen wollen, hätten eine Person mit politischer Erfahrung wählen sollen. Ich glaube nicht, dass Conte die bestmögliche Wahl ist", meint der Politologe.

Für diese schwierige politische Lage in Rom macht Pasquino die bisher regierenden Sozialdemokraten (PD) verantwortlich, die seiner Ansicht nach im Wahlkampf für die Parlamentswahlen am 4. März nicht die positiven Resultate ihrer Regierung wirklich verwertet haben. "Ex-Premier Matteo Renzi hat einen verheerenden Wahlkampf geführt und somit viele Stimmen der PD-Wählerschaft verloren", klagte Pasquino.