Inmitten der aufgeheizten Stimmung in Venezuela ist ein weiterer Demonstrant getötet worden. Ein 18-Jähriger sei bei Protesten gegen Staatschef Nicolas Maduro in San Cristobal im Westen des Landes erschossen worden, teilte die Staatsanwaltschaft am Freitag in Caracas mit. Er ist demnach der 113. Tote seit Beginn der Massendemonstrationen im April.

Die Lage in dem südamerikanischen Land ist derzeit höchst angespannt. Die Opposition hatte angesichts der für Sonntag angesetzten Wahl einer verfassunggebenden Versammlung zu landesweiten Protestmärschen zur "Übernahme Venezuelas" aufgerufen - trotz eines von der Regierung verhängten Demonstrationsverbotes. Am Donnerstag hatte die Regierung mit Haftstrafen von bis zu zehn Jahren für all diejenigen gedroht, die die Wahl durch Demonstrationen oder Proteste stören wollten.

Am Freitag versammelten sich zunächst nur weniger Demonstranten als in den Tagen zuvor. In der Hauptstadt Caracas errichteten Regierungsgegner vereinzelt Straßensperren, auch in San Cristobal, Maracaibo und der Stadt Guayana kam es zu Protesten.

Staatschef Maduro will mit einer neuen Verfassung nach eigenen Angaben dazu beitragen, die schwere Krise in dem Land beizulegen. Seine Gegner werfen ihm hingegen vor, er wolle die verfassunggebende Versammlung mit eigenen Anhängern besetzen, um sich "diktatorische Vollmachten" zu sichern. Sie sehen dahinter ein Manöver, um die für Ende 2018 vorgesehene Präsidentschaftswahl hinauszuschieben. Internationale Beobachter sind für die Wahl der verfassunggebenden Versammlung am Sonntag nicht vorgesehen.