Der umstrittene Einsatz von Metalldetektoren am Tempelberg wird nach einem Beschluss des israelischen Sicherheitskabinetts beendet. Das Gremium habe auf Empfehlung aller Sicherheitsorgane entschieden, die Metalldetektoren durch "Sicherheitsinspektionen auf der Grundlage hoch entwickelter Technologien und andere Mittel" zu ersetzen, teilte das Büro von Premier Benjamin Netanyahu am Dienstag mit.
Aus Protest gegen die Anbringung von Metalldetektoren und Überwachungskameras auf dem Jerusalemer Tempelberg hatte es insbesondere im Anschluss an das Freitagsgebet zuletzt gewaltsame Auseinandersetzungen zwischen Muslimen und israelischen Sicherheitskräften gegeben.
Arbeiter demontierten die Metalldetektoren in der Nacht zum Dienstag an einem Zugang zum Tempelberg, wie ein Korrespondent der Nachrichtenagentur AFP berichtete. Nach Angaben von muslimischer Seite wurden alle Detektoren entfernt.
Als die Entscheidung des Sicherheitskabinetts bekannt wurde, versammelten sich spontan einige hundert Palästinenser zu einer Freudenkundgebung an einem Zugang zum Tempelberg. Als ein Demonstrant ein Feuerwerk abbrannte, setzte die israelische Polizei Blendgranaten ein, um die Menge zu vertreiben.
Unklar an dem Beschluss des Sicherheitskabinetts blieb zunächst, was unter "hoch entwickelten Technologien" zu verstehen ist, wie es in der Erklärung hieß. Ungewiss war auch, ob sie von den muslimischen Gläubigen akzeptiert würden. Neben Metalldetektoren waren auch Kameras an den Eingängen installiert worden.
Auswirkungen über Israel hinaus
Angesichts der gewalttätigen Konflikte um die Zugangsrechte zum Tempelberg in Jerusalem hatte der UN-Sondergesandte Nikolai Mladenow zuvor eine rasche "Lösung" gefordert. "Es ist extrem wichtig, dass für die aktuelle Krise bis Freitag eine Lösung gefunden wird", sagte der Sondergesandte für den Nahen Osten am Montag am Sitz der UNO in New York. Die Gefahr einer weiteren Eskalation nehme zu, wenn bis zu den bevorstehenden Freitagsgebeten der Muslime keine Lösung gefunden worden sei, sagte Mladenow. Der Streit um den Tempelberg könne "weit über die Stadtmauern der Altstadt (Jerusalems) hinaus katastrophale Kosten" verursachen. Diese Auswirkungen könnten "weit über Israel und Palästina" und "weit über den Nahen Osten" hinausreichen.
Israel hatte nach einem Anschlag auf zwei israelische Polizisten in der Jerusalemer Altstadt Mitte Juli die Kontrollen zum Tempelberg verschärft und Metalldetektoren sowie zusätzliche Überwachungskameras am Eingang installieren lassen. Die Palästinenser sehen darin einen Versuch Israels, mehr Kontrolle über den Tempelberg zu gewinnen. Der palästinensische Botschafter Rijad Mansur hatte den Sicherheitsrat aufgefordert, den Abbau der Metalldetektoren und Überwachungskameras zu verlangen.
Mladenow äußerte sich vor Journalisten in New York, nachdem er dem UN-Sicherheitsrat über die jüngsten Entwicklungen Bericht erstattet hatte. Seit Freitag wurden in dem Konflikt drei Israelis und fünf Palästinenser getötet. Die Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats wurde von Frankreich, Schweden und Ägypten beantragt. Der Tempelberg - auf Arabisch Al-Haram Al-Scharif (edles Heiligtum) - mit der Al Aksa-Moschee, dem Felsendom und der Klagemauer ist gläubigen Muslimen und Juden gleichermaßen heilig.
Mahnruf aus Jordanien
Auch der jordanische König Abdullah II., der aufgrund des israelisch-jordanischen Friedensvertrages von 1994 Hüter der heiligen muslimischen Stätten in Jerusalem ist, hatte in einem Telefonat mit Netanyahu gefordert, die neuen Sicherheitsvorkehrungen am Zugang zum Tempelberg zu entfernen.
Auch die USA schalteten sich in den eskalierenden Streit zwischen Israelis und Palästinensern ein. Jason Greenblatt, der Nahost-Beauftragte von US-Präsident Donald Trump, wurde nach offiziellen israelischen Angaben am Montag gemeinsam mit dem US-Botschafter in Israel, David Friedman, von Netanyahu empfangen.
Die jüngste Gewalttat in der Region ereignete sich am Montag: Ein Palästinenser griff nahe Tel Aviv einen Israeli mit einem Messer an. Der Angreifer wurde nach Polizeiangaben festgenommen. Der arabischstämmige Israeli wurde bei dem Vorfall nicht lebensbedrohlich verletzt. Die Polizei vermutet, der Palästinenser sei davon ausgegangen, dass das 32-jährige Opfer ein Jude sei.