Aus Protest gegen die Anbringung von Metalldetektoren und Überwachungskameras auf dem Jerusalemer Tempelberg sind die muslimischen Gläubigen am Montag dem Areal mit der Al-Aksa-Moschee und dem Felsendom ferngeblieben. Mehrere hundert von ihnen folgten einer Aufforderung der palästinensischen Religionsbehörden und beteten außerhalb des Geländes.
Am Ende ihrer Gebete riefen die Gläubigen Parolen wie "Für Dich, Al-Aksa-Moschee, opfern wir unsere Seele und unser Blut." Die israelische Polizei forderte die Gläubigen auf, den Ort zu verlassen.
Als Reaktion auf einen tödlichen Angriff auf zwei israelische Polizisten in der Altstadt von Jerusalem hatte Israel den Zugang zum Tempelberg am Freitag ohne Rücksprache mit der muslimischen Frommen Stiftung (Wakf) geschlossen. Diese verwaltet die jüdischen und muslimischen Gläubigen gleichermaßen heilige Stätte. Israel ist für die Sicherheit zuständig.
Gegen Überwachungsmaßnahmen
Bereits am Sonntag, als eine teilweise Wiedereröffnung des Tempelbergs erfolgte, hatten sich viele Muslime aus Protest gegen die neuen Überwachungsmaßnahmen geweigert, das Gelände zu betreten. Insgesamt wurden fünf mit Metalldetektoren und Überwachungskameras ausgestattete Zugänge wieder geöffnet. Die israelische Polizei teilte am Montag mit, die übrigen Zugänge würden ebenfalls damit ausgerüstet.
Die neuen Sicherheitsvorkehrungen heizen die Spannungen zwischen Israelis und Palästinensern weiter an. Am Sonntagabend gab es Zusammenstöße zwischen Polizisten und Palästinensern, die sich vor einem der Zugänge versammelt hatten. Nach Angaben des palästinensischen Roten Halbmonds gab es dabei 17 Verletzte.
Der Tempelberg (Arabisch: Al-Haram Al-Sharif) ist das drittwichtigste Heiligtum des Islams nach Mekka und Medina. An ihm befindet sich auch die jüdische Klagemauer, einziger Überrest des von den Römern im Jahr 70 zerstörten Zweiten Jüdischen Tempels.
Israelische Fallschirmjäger hatten im Sechs-Tage-Krieg 1967 die damals jordanische Altstadt von Jerusalem mit dem Tempelberg besetzt. Die später erfolgte Annektierung Ost-Jerusalems durch Israel wird von den Vereinten Nationen nicht anerkannt.
Attacken auf Moscheen
In einer Stadt im Norden Israels wurden in der Nacht zum Montag zwei Moscheen angegriffen. Nach Angaben der Polizei wurde auf eine Moschee in Maghar eine Blendgranate abgefeuert, auf eine zweite wurde geschossen. Verletzt wurde niemand, auch Schäden wurden nicht verzeichnet.
Die Polizeipräsenz in Maghar wurde verstärkt, weil erhebliche Spannungen zwischen der in Maghar lebenden Gemeinschaft der Drusen und anderen arabischen Israelis verzeichnet wurden.
Die in Jerusalem getöteten zwei Polizisten gehörten zur arabisch-muslimischen Minderheit der Drusen, die eine eigene Lesart des Islam haben. Sie leisten im Gegensatz zu den meisten anderen arabischen Israelis in Israel Militärdienst. Sie sind auch in der israelischen Polizei stark vertreten. In Israel leben rund 100.000 Drusen.