Doch noch ein Kompromiss: Die G20-Staaten haben sich laut Diplomaten auf eine Abschlusserklärung verständigt. In dem 30-seitigen Papier gibt es demnach eine gemeinsame Position zu Handelsfragen und Klimaschutz: Ohne die USA sichern die anderen 19 Staaten zu, das Pariser Klimaschutzabkommen rasch umsetzen zu wollen. Darüber hinaus nehmen sie nur "zur Kenntnis", dass die USA aussteigen.
Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel hat sich zufrieden mit den Beschlüssen des G-20-Gipfels gezeigt. Beim Thema Handel sei die Einigung auf die Aussage gelungen, dass Märkte offen gehalten werden müssten, sagte sie. Zufrieden zeigte sich Merkel auch mit den Beschlüssen zur Klimaschutzpolitik, obwohl die USA angesichts ihrer Ankündigung zum Austritt aus dem Pariser Klimaabkommen in dem Punkt ausdrücklich eine andere Position als die anderen Gipfelteilnehmer haben. Sie sei "sehr froh, dass sich alle anderen Staats- und Regierungschefs einig sind, dass das Pariser Abkommen unumkehrbar ist", sagte die Kanzlerin.
Merkel sagten den Opfern der Krawalle am Rande des G-20-Gipfels eine Entschädigung zu. Sie habe mit Finanzminister Wolfgang Schäuble abgesprochen, "dass wir prüfen werden, wie wir gemeinsam mit der Hansestadt Hamburg Opfer von Gewalt bei der Beseitigung der entstandenen Schäden helfen können", sagte Merkel. Die Randalierer stünden außerhalb demokratischen Gemeinwesens.
Sie verurteilte die Gewalt scharf: "Die entfesselte Gewalt und ungehemmte Brutalität, auf die die Polizei in diesen Tagen des G-20-Gipfel immer wieder getroffen ist, verurteile ich auf das Schärfste." Es gebe nicht die geringste Rechtfertigung für die "brutalen Angriffe (...) auf das Leben der Polizisten", fügte Merkel hinzu.
Im Streit um den Klimaschutz hatten sich die Gipfel-Teilnehmer geschlossen gegen US-Präsident Donald Trump gestellt. Nach seinem Rückzug aus dem Pariser Klimaabkommen bekräftigten die anderen 19 Mitglieder der Gruppe der Top-Wirtschaftsmächte, die historische Vereinbarung "rasch" umsetzen zu wollen.
Nach langem Ringen wurden die Gegensätze am Samstag in das Abschlusskommunique aufgenommen, was für die sonst um Einigkeit bemühte Gruppe ungewöhnlich ist .Die anderen 19 Mitglieder nehmen die Abkehr der USA vom gemeinsamen Klimaschutz nur "zur Kenntnis", wie aus dem Dokument hervorgeht, das der Deutschen Presse-Agentur vorlag.
Dem amerikanischen Wunsch nach Neuverhandlungen wird eine Absage erteilt, indem das Abkommen als "unumkehrbar" bezeichnet wird. Klimaschützer begrüßten die Einigkeit, bemängelten aber, dass keine weitergehenden Zusagen im Kampf gegen die Erderwärmung gemacht worden seien.
Als Entgegenkommen an Trump wurde ein Satz aufgenommen, dass die USA eng mit anderen Ländern zusammenarbeiten und ihnen helfen wollen, "fossile Brennstoffe sauberer und wirksamer zu nutzen". Die Formulierung war besonders strittig, weil fossile Energien eigentlich auslaufen müssen, um die Ziele des Pariser Abkommen einer Erderwärmung von deutlich unter zwei Grad erreicht werden sollen.
Zuvor hatten sich die Top-Wirtschaftsmächte bei ihrem G-20-Gipfel in Hamburg auf einen Kompromiss im Handelsstreit geeinigt. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur bekennen sich die führenden Industrie- und Schwellenländer zum freien Handel und gegen Protektionismus - allerdings wird "die Rolle legitimer Verteidigungsinstrumente im Handel" anerkannt.
Eklat verhindert
Mit der Kompromissformel konnte ein Eklat verhindert werden. Das endgültige G-20-Kommunique soll am Samstagnachmittag verabschiedet werden.
Nach dem Dokument, auf das sich Unterhändler in der Nacht einigten, sprechen sich die G-20 für einen "wechselseitigen und gegenseitig vorteilhaften Rahmen für Handel und Investitionen aus" und den Grundsatz der Nichtdiskriminierung aus. Die G-20 wollen "den Kampf gegen Protektionismus einschließlich aller unlauterer Handelspraktiken" fortsetzen.
Trump schwärmt
US-Präsident Donald Trump hatte eine kurze Rede auf dem G-20-Gipfel in Hamburg für eine Lobrede auf die Gastgeberin, die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel und weitere Anwesende genutzt: "Ihre Führerschaft ist absolut unglaublich", sagte Trump Samstagfrüh bei einer Veranstaltung zur Stärkung der wirtschaftlichen Teilhabe von Frauen. "Sie waren unglaublich und haben Ihre Arbeit toll gemacht."
Für seinen Vorredner auf der Veranstaltung, den kanadischen Premierminister Justin Trudeau, war Trump ebenfalls voll des Lobes: "Wir haben einen großartigen Nachbarn in Kanada, und Justin macht einen spektakulären Job", sagte der US-Staatschef. "Alle lieben ihn, und alle lieben ihn nicht ohne Grund."
Einmal mehr sagte Trump, wie "stolz" er auf seine Tochter Ivanka sei, "das war ich immer vom ersten Tag an". Ivanka Trump hatte sich als Beraterin ihres Vaters für die G-20-Initiative zur Förderung von Unternehmerinnen etwa durch einen bessern Zugang zu Krediten eingesetzt. "Sie war immer großartig. Ein Champion. Sie ist ein Champion", fügte Trump hinzu.