Die Belagerung des Parlaments in Venezuela ist beendet. Die Oppositionsabgeordneten, Journalisten und Angestellten, die neun Stunden in dem Gebäude festsaßen, konnten den Sitz der Nationalversammlung am Mittwochabend verlassen, wie ein Reporter der Nachrichtenagentur AFP berichtete. Die von den mutmaßlichen Anhängern der regierenden Sozialisten organisierte Blockade wurde beendet.
Unterstützer von Staatschef Nicolas Maduro hatten das Parlamentsgebäude im Zentrum der Hauptstadt Caracas in der Früh gestürmt und sich Schlägereien mit Oppositionsabgeordneten geliefert. Die in der Farbe der regierenden Sozialisten rot gekleideten Maduro-Anhänger drangen zunächst in die Gärten des Parlaments ein und zündeten Feuerwerkskörper. Einigen Angreifern gelang es, bis auf die Flure des Parlaments vorzudringen, wo sie auf Oppositionsabgeordnete einschlugen. Mindestens fünf Parlamentarier wurden nach Angaben des Parlamentspräsidenten Julio Borges verletzt.
Nach der Erstürmung des Parlaments blockierten dutzende Demonstranten den Eingang des Parlamentsgebäudes. Sie zündeten Feuerwerkskörper, riefen Parolen wie "Sie werden nicht herauskommen" und beschimpften die oppositionellen Politiker als "Mörder" und "Terroristen". Am Abend zogen sich die Demonstranten schließlich zurück.
Die konservative und rechtsgerichtete Opposition in Venezuela kämpft für eine Amtsenthebung des Staatschefs, den sie für die schwere Wirtschaftskrise und die dramatischen Versorgungsengpässe im Land verantwortlich macht. Maduro beschuldigt die Regierungsgegner, mit Unterstützung der USA einen Staatsstreich gegen ihn zu planen. Bei den nahezu täglichen Protesten gegen Maduro wurden seit Anfang April bereits mindestens 90 Menschen getötet und mehr als tausend weitere verletzt.