Kardinal Joachim Meisner ist tot. Der ehemalige Kölner Erzbischof sei während seines Urlaubs in Bad Füssing (Bayern) "friedlich eingeschlafen", meldete die Deutsche Bischofskonferenz am Mittwochmorgen. Meisner wurde 83 Jahre alt und stand von 1989 bis 2014 an der Spitze der Erzdiözese Köln. Er war von 1989 bis 2014 Erzbischof von Köln und Metropolit der Kirchenprovinz Köln. Zuvor war er von 1980 bis 1989 Bischof von Berlin und von 1982 bis 1989 Vorsitzender der Berliner Bischofskonferenz.
Konservatives Weltbild
Meisner war einer der profiliertesten Kirchenmänner in Deutschland und gehörte dem konservativen Flügel an. Zu DDR-Zeiten war er zunächst Weihbischof in Erfurt und dann Bischof in der geteilten Stadt Berlin. Auf Wunsch von Papst Johannes Paul II., mit dem ihn ein enges Verhältnis verband, wechselte er in den Westen. Dort brachte er sich intensiv in die gesellschaftliche Debatte ein. Entschieden wandte er sich gegen Abtreibung, Embryonenforschung oder die Beihilfe zur Selbsttötung. Auf seine Initiative hin verfügte Johannes Paul II. 1999 den Ausstieg der deutschen Kirche aus der staatlichen Schwangerenberatung.
Gegen DDR-Regime
Der 1933 im schlesischen Breslau geborene Geistliche flüchtete 1945 mit seiner Familie nach Thüringen, wo er nach einer Banklehre und dem Theologiestudium im Jahr 1962 zum Priester geweiht wurde. Nach seiner Zeit als Kaplan in Heiligenstadt und Erfurt wurde er 1966 zum Caritasdirektor berufen. Drei Jahre später promovierte er an der Päpstlichen Gregoriana-Universität in Rom. In Ostberlin legte er sich u.a. mit Erich Honecker wegen der Sowjetsterne auf vielen öffentlichen Gebäuden der DDR an und rief beim Dresdner Katholikentag 1987 in die Menge, dass die Katholiken "keinem anderen Stern folgen als dem von Bethlehem". Bereits 1983 hatte ihn Papst Johannes Paul II. zum Kardinal erhoben.
Widerspruch gegen Papst
Für eine Überraschung sorgte Meisner Ende November 2016. Damals wurde ein Brief von ihm und drei weiteren Kardinälen bekannt, in dem er Zweifel ("dubia") am Schreiben "Amoris laetitia" und der Ehe-Lehre von Papst Franziskus bekundete. Dass wiederverheiratete Geschiedene in Einzelfällen zur Kommunion zugelassen werden dürfen, traf bei Meisner auf entschiedenen Widerspruch.
Erschüttert reagierte der Kardinal 2013 auf den Rücktritt von Papst Benedikt XVI., mit dem er ebenfalls freundschaftlich verbunden war. "Bis zum Tod - das habe ich nicht nur in Bezug auf Ehen so gesehen, sondern auch auf das Papstamt", beschrieb er seine erste Reaktion. Später seien seine Vorbehalte aber "weggeschmolzen", bekundete der Kardinal Verständnis für die gesundheitlichen Gründe, die Benedikt XVI. als Grund für seinen Amtsverzicht angab.