Twitter sieht in dem Anti-CNN-Prügelvideo von US-Präsident Donald Trump keinen Verstoß gegen die Regeln des Netzwerks. Das teilte das Unternehmen in San Francisco dem US-Nachrichtensender nach einer internen Beurteilung des Videos mit.
Twitter erklärte, man habe bei der Bewertung des Tweets drei Faktoren berücksichtigt: den politischen Kontext der Konversation, die verschiedenen möglichen Interpretationsweisen und das Fehlen von Details in dem Tweet selbst. Demnach verstoße die Weiterleitung des Videos durch Trump nicht gegen die Twitter-Richtlinien.
Trump hatte mit dem Twittern des gegen CNN gerichteten Videos, in dem er scheinbar auf das Logo des Senders einprügelt, Empörung bei Journalisten-Gruppen ausgelöst. Auch der Sender selbst und mehrere große Medien wie die "Washington Post" hatten das Video zuvor als Aufruf zur Gewalt verurteilt.
Unter der Würde des Präsidentenamtes
Das amerikanische Reporters Committee for Freedom of the Press (übersetzt Reporter-Komitee für die Pressefreiheit) erklärte: "Dieser Tweet ist unter der Würde des Präsidentenamtes. Traurigerweise ist er nicht unter der Würde dieses Präsidenten. Niemand sollte wegen Ausübung seines Jobs mit Gewalt bedroht werden(...). Pressefreiheit ist ein Eckstein unserer Demokratie."
Das Committee to Protect Journalists (Komitee zum Schutz von Journalisten) warnte, einzelne Journalisten oder Medien ins Visier zu nehmen "nährt ein Umfeld, in dem weitere Belästigung oder sogar physischer Angriff als akzeptabel aufgefasst wird". Trumps Äußerungen könnten "autokratische Führer rund um die Welt ermutigen", zitierte die "New York Times" Courtney Radsch von der US-Organisation weiter.
Trump liegt seit langem mit den Medien im Clinch und hat seine Angriffe in den vergangenen Tagen weiter verschärft. Insbesondere schoss er sich dabei auf zwei Moderatoren des Senders MSNBC und auf CNN ein. Er warf dem Sender "Müll-Journalismus" vor und twitterte dann am Sonntag das Video - die manipulierte Version einer zehn Jahre alten Aufzeichnung, die seinen Auftritt bei einer Wrestling-Show zeigt.
Twitter steht seit Jahren im Kreuzfeuer der Kritik, zu wenig gegen Hassrede und Belästigungen im eigenen Netzwerk zu unternehmen. Nach der jüngsten Serie von Tiraden über Twitter durch US-Präsident Trump forderte unter anderem Michael Hawley, Forscher am renommierten Massachusetts Institute of Technology (MIT), das Twitter-Konto von Trump zu sperren.