Der vatikanische "Finanzminister", der australische Kardinal George Pell, will angesichts von Missbrauchsvorwürfen in seiner Heimat Australien sein Amt vorübergehend niederlegen. Er werde mit der Unterstützung des Papstes nach Australien zurückkehren, um sich vor den Vorwürfen des Kindesmissbrauchs zu verteidigen, berichtete der Papst-Sprecher Greg Burke bei einer Presseerklärung am Donnerstag.
Er lehne die Vorwürfe in allen Aspekten ab, sagte Pell vor Journalisten. Die Vorwürfe gegen ihn seien "völlig falsch" Er habe den Papst über die gegen ihn laufenden Ermittlungen informiert. Der Kardinal legte mittlerweile sein Amt vorübergehend nieder.
Papst-Sprecher Greg Burke berichtete, dass Pell vor seiner Abfahrt nach Australien nicht mehr an öffentlichen Veranstaltungen teilnehmen werden. Am Donnerstag zelebriert der Papst die Messe mit den Purpurträgern, nachdem er bei einem Konsistorium am Mittwoch fünf neue Kardinäle kreiert hatte. Pell werden außerdem keine Interviews mehr geben, berichtete Burke.
Ermittlungsverfahren
Gegen den Finanzchef des Vatikan, Kardinal George Pell, wurde ein Ermittlungsverfahren wegen Kindesmissbrauchs eingeleitet worden. Dem katholischen Geistlichen würden mehrere sexuelle Vergehen gegen Kinder zur Last gelegt, teilte die Polizei im australischen Bundesstaat Victoria am Donnerstag mit. Die australischen Ermittler hatten Pell bereits im Oktober in Rom zu Missbrauchsvorwürfen befragt.
Zwei angebliche Opfer
Australischen Medienberichten zufolge wird Pell selbst von zwei Männern bezichtigt, sie Ende der 1970er Jahre missbraucht zu haben. Zudem soll er sich in den 80er Jahren nackt vor drei Jungen gezeigt haben. Pell wies die Vorwürfe zurück und sprach von einer "skandalösen Schmutzkampagne" gegen ihn. Kürzlich erschien ein Buch der Enthüllungsjournalistin Louise Milligan über Pell, das neue Einzelheiten zu den Vorwürfen gegen den australischen Kardinal enthielt.
"Völlig falsch"
Pell, der 2014 von Papst Franziskus zum Finanzchef des Vatikans ernannt worden war, hatte die gegen ihn erhobenen Vorwürfe im Mai als "völlig falsch" zurückgewiesen. Vor einer australischen Missbrauchskommission hatte er allerdings persönliche Fehler im Umgang mit Missbrauchsvorwürfen gegen katholische Priester in den 1970er Jahren eingeräumt.