Bundespräsident Alexander Van der Bellen und der tschechische Präsident Milos Zeman haben sich am Dienstag bei einem Treffen in Prag bemüht, trotz offensichtlicher unterschiedlicher Ansichten in vielen Bereichen die Gemeinsamkeiten zu betonen. "Wir sind enge Verwandte, und wie sie wissen sind enge Verwandte nicht immer die besten Freunde", sagte Van der Bellen bei der gemeinsamen Pressekonferenz.
"Aber insgesamt können wir uns aufeinander verlassen", fügt der Bundespräsident hinzu. Zeman beschrieb die Gemeinsamkeiten der beiden Staatsoberhäupter launig mit den Wort: "Wir sind beide 1944 geboren und - das schätze ich besonders - wir sind beide Kettenraucher."
Auf die Frage, ob ihm Van der Bellen nach dem Treffen sympathischer geworden sei, nachdem er im Präsidentschaftswahlkampf vergangenes Jahr die offene Unterstützung des FPÖ-Kandidaten Norbert Hofer damit begründet hatte, dass er die Grünen nicht möge, beantwortete Zeman mit: "Zweifellos ja." Im Gespräch hätten die beiden Politiker viele Themen gefunden, in denen sie übereinstimmen würden.
Keine Einigkeit gab es wie erwartet beim Thema Atomkraft. Aber dies sei "eines von ganz wenigen Themen, wo wir sagen: We agree to disagree" (Wir stimmen darüber ein, nicht einig zu sein, Anm.), betonte Van der Bellen.
Zeman warf Österreich vor, die Atomkraft aus einer privilegierten Position heraus zu kritisieren. "Wenn wir hier so viele Alpenflüsse hätten wie in Österreich, dann wäre ich vielleicht auch kein Freund der Atomkraft". Außerdem stellte der tschechische Präsident die Frage in den Raum, was passiert wäre, wenn die Volksabstimmung über das AKW Zwentendorf 1978 in Österreich anders ausgegangen wäre. "Dann würde hier heute vielleicht kein Grüner sitzen und es gebe jetzt in Österreich ein funktionierendes Kernkraftwerk", so Zeman.
Beide Präsidenten lobten die guten Wirtschaftsbeziehungen und betonten die Wichtigkeit des Ausbaus der Verkehrsverbindungen zwischen Österreich und Tschechien. Dies sei einer der Punkt, wo man sich völlig einig sei, so Van der Bellen. "Die Verbindungen sind verbessert worden, aber die Verkehrsinfrastruktur lässt immer noch zu wünschen übrig", so Van der Bellen.
Der tschechische Präsident bemängelte die Asymmetrie in den Wirtschaftsbeziehungen zwischen Tschechien und Österreich. Während 3.800 österreichische Unternehmen in Tschechien aktiv seien, gebe es nur 300 tschechische Unternehmen in Österreich. "Ich hoffe, dass wir das irgendwann einholen können", so Zeman. Van der Bellen pflichtete ihm bei.
In der für ihn typischen scherzhaften Art schlug Zeman vor, dass die EU ihren Sitz nach Prag verlegen solle, da die tschechische Hauptstadt ja auch in der Geschichte bereits einmal ein Zentrum Europas gewesen sei. Van der Bellen griff den Vorschlag auf und sprach von einer "wunderbaren Idee". "Erstens wäre Prag für uns wesentlich näher als Brüssel, und zweitens würden dadurch die Verbindungen Wien-Prag schneller verbessert", sagte Van der Bellen.