Warum wurde Wien als Konferenzort für einen großen Klimaschutzgipfel ausgewählt?
ARNOLD SCHWARZENEGGER: Wenn man Touristen fragt, was sie von Österreich kennen, sind es Wiener Schnitzel, Kaiserschmarrn, „Sound of Music“ und Mozart. Dass Österreich auf dem Umwelt- und Energiesektor eine führende Rolle spielt, wissen dagegen die wenigsten. Österreich ist ein Vorreiter wie Kalifornien, deswegen ist es umso wichtiger, dass wir mit Bundespräsident Van der Bellen und Bundeskanzler Kern die Umweltkonferenz hier in Österreich abhalten.
Worauf soll das Hauptaugenmerk der Umweltpolitik liegen?
Umweltpolitik ist keine Parteipolitik. Ein Grünpolitiker atmet genau dieselbe Luft ein wie ein Sozialdemokrat und ein Konservativer. Unsere Umwelt gehört uns allen und jeder von uns trägt Verantwortung.
Wie bewerten Sie Donald Trumps Umweltpolitik?
Darüber wurde ausreichend berichtet und jeder kann sich seine eigene Meinung bilden.
Fragen wir anders: Wo sehen Sie die größten Herausforderungen für den Klimaschutz?
Priorität muss sein, dass wir uns in die richtige Richtung bewegen. Wenn Trump von der Rückkehr zu fossilen Brennstoffen spricht, ist das die falsche Richtung. Ich bin der Erste, der ihn deshalb attackiert und für diesen Rückschritt kritisiert. Die richtige Richtung sind innovative Technologien, die eine saubere Umwelt garantieren. Die Zukunft liegt bei erneuerbaren Energien. Bei Wind-, Solarenergie, Elektrofahrzeugen bis hin zur Energiegewinnung aus Müll, wie es sie in Skandinavien gibt. Kohle ist Vergangenheit. Wir kehren ja auch nicht zu Pferdekutschen zurück. Studien in Kalifornien beweisen, dass Kalifornien heute dank der erneuerbaren Energien um 40 Prozent effizienter ist als alle anderen US-Bundesstaaten. Das ist allein mein Verdienst. Meine Vorgänger Gray Davis, Jerry Brown, Pete Wilson und Ronald Reagan schufen die Grundlagen dafür.
Sie haben die Doku-Serie „Years of Living Dangerously“ mitproduziert. Was haben Sie für sich gelernt und wie hat sich Ihr Alltagsverhalten verändert?
Wir müssen mit unseren Ressourcen sorgfältig umgehen. Ich bin kein Vegetarier, aber ich habe meinen Fleischkonsum reduziert. Man muss nicht jeden Tag Wiener Schnitzel oder Steak essen. Die Rinderproduktion belastet unsere Umwelt enorm. Wenn der Grund für die Abholzung der Regenwälder im Amazonas darin liegt, dass ich jeden Tag ein Steak essen kann, dann spiele ich nicht mit. Das schadet nicht nur dem Regenwald. Durch die Abholzung entsteht ein Teufelskreis, der viel größere Dimensionen hat.
Sie haben gemeinsam mit Jean Michel Cousteau auch die Dokumentation „Wonders of the World“ produziert. Welche Erkenntnisse haben Sie über die Ozeane gewonnen, welche Botschaft wollen Sie übermitteln?
Das Ziel von „Wonders of the Sea“ ist, nicht den Zeigefinger zu heben und ein schlechtes Gewissen zu verursachen, sondern positive Stimmung zu schaffen. Das ist meiner Meinung nach der Hauptfehler der Umweltschützer, dass sie das schlechte Gewissen ansprechen. Wenn man etwas zu bewerben hat, muss man es preisen. Als ich mit dem Bodybuilding begonnen habe, war das ein Randsport. Wir haben mit „Pumping Iron“ Freude am Körperbewusstsein, Fitness, Energie und damit ein längeres, gesünderes Leben gefeiert. „Wonders of the Sea“ feiert das Leben in unseren Meeren und prangert nicht unsere Sünden an.
Was hat Sie zum Umweltaktivisten gemacht?
Als Gouverneur von Kalifornien habe ich aufgrund von Umweltstudien begonnen, mich mit der Thematik intensiver auseinanderzusetzen, weil mir ziemlich rasch klar wurde, dass es fünf vor zwölf ist. Jährlich sterben Millionen Menschen an den Folgen der Umweltverschmutzung. Als Gouverneur trägt man Verantwortung für die Bevölkerung. Eine der wichtigsten Maßnahmen war für mich der Umstieg von fossilen Brennstoffen auf erneuerbare Energien. Ich habe damit angefangen, in Kalifornien die striktesten Umweltgesetze zu verabschieden. Das hat gleichzeitig dazu geführt, dass unser Wirtschaftswachstum nicht nachgelassen hat. Im Gegenteil, im letzten Quartal hat Kalifornien fünf Prozent Wachstum vorzuweisen, während das amerikanische BIP bei armseligen 0,7 Prozent gelegen ist. Kalifornien boomt und wir sind führend in nachhaltigen Energien. Diese Zahlen sollten aufhorchen lassen und weltweit Nachahmung finden.
Was ist Ihrer Meinung nach der nächste wichtige Schritt?
Sind die gesetzlichen Voraussetzungen geschaffen, dann gilt es, sie zu beschützen. Es ist leicht, ein Gesetz abzusegnen, aber die Umsetzung steht auf einem anderen Blatt Papier. Daher ist es wichtig, dass die Menschen verstehen, warum die Meere ein wichtiger Teil in dieser Gleichung sind. Die Hälfte unserer Nahrungsmittelkette stammt aus den Meeren, Ähnliches gilt für den Sauerstoff. Das müssen wir bewahren. Wir dürfen nichts unterlassen. Das gilt nicht nur für Regierungen. Der Privatsektor und Individuen müssen mitspielen. Die Basis ist entscheidend. Erfolg kommt von der Basis, denken wir an die Bürgerrechtsbewegung oder die Frauenrechtsbewegung, die indische Unabhängigkeitsbewegung oder die Anti-Apartheids-Bewegung. Das sind Beispiele für erfolgreiche Basisbewegungen. So sehe ich die Umweltbewegung. Die wird nicht von oben diktiert, nein! Umdenken und Veränderungen passieren an der Basis. Jacques Costeau sagte, du musst das beschützen, was du liebst. Meinen Kindern und Enkelkindern möchte ich eine lebenswerte Welt weitergeben. Deshalb kämpfe ich für eine saubere Umwelt und das sollten wir alle tun.