Es ist eine kleine Nachricht, die wieder einmal deutlich macht, wie retro in Österreich in Sachen Frauenpower ist:  Serbien bekommt erstmals eine weibliche Regierungschefin.  Staatspräsident Aleksandar Vucic hat am Donnerstag die Ministerin für Staats- und Lokalverwaltung, Ana Brnabic, zur Ministerpräsidentin ernannt. Die 41-Jährige sitzt erst seit einem Jahr in der serbischen Regierung. Ihre Ernennung zur Ministerin hatte im Vorjahr im orthodoxen Serbien für Aufsehen gesorgt, ist Brnabic doch bekennende Lesbe.

Das letzte Mal, dass Österreich von einer Frau regiert wurde, ist einige Zeit her. Vor rund 280 Jahren übernahm Maria Theresia das Zepter in Österreich, seit ihrem Tod im Jahr 1780 wartet Österreich auf eine weibliche Regentschaft. Zuletzt hatten Bettina Ferrero-Waldner und Irmgard Griss das Nachsehen. Eine Kanzlerin in Österreich bleibt bis auf weiteres Zukunftsmusik, Christian Kern, Sebastian Kurz und Heinz-Christian Strache werden wohl am 15. Oktober die Sache unter sich ausmachen.

Langsam, aber sicher entwickelt sich die Alpenrepublik zum europäischen Sonderfall. Zwar wird vollmundig die Gleichberechtigung von Mann und Frau in der Verfassung und bei jeder zweiten politischen Sonntagsrede beschworen, die Regierung streitet über Quoten und Reissverschlusssysteme. An den Spitzen des Staates dies- und jenseits des Ballhausplatzes, in der Hofburg und Kanzleramt, ist allerdings in Sachen Frauenpower Sendepause.

Mehr als 40 Staaten zählt Europa, die überwiegende Mehrheit der Länder wurden in den letzten 30 Jahren einmal von einer Frau regiert. Aktuell werden drei der fünf größten Länder Europas von Frauen regiert: Angela Merkel (Deutschland), Theresa May (Großbritannien) und Beate Szydlo (Polen). Auch die Schweiz (Doris Leuthard), Norwegen (Erna Solberg), Kroatien (Kolinda Grabar-Kitarović) werden aktuell weiblich regiert, in der jüngsten Vergangenheit saßen etwa in Dänemark (Helle Thorning-Schmidt), Slowenien (Alenka Bratusek), der Slowakei (Iveta Radičová) im  der Kosovo (Atifete Jahjaga), in den drei drei baltischen Ländern, Finnland (Tarja Halonen) Frauen an den Schalthebeln der Macht. In Frankreich (Edith Cresson), der Ukraine (Julia Timoschenko), der Türkei (Ciller), Irland (Mary Robinson), aber auch Portugal, Griechenland, Bulgarien sind es schon ein paar Jahre her. Die Niederlande und Belgien haben zumindest Königinnen das Sagen. Neben Österreich sind nur Spanien, Italien, Schweden, Tschechien, Rumänien und Ungarn an den Spitzen von Staat und Regierung in den letzten 50 Jahren frauenfrei gewesen.