Das Foto des kleinen syrischen Buben Omran Daqneesh, der nach einem Bombenangriff blutend und staubbedeckt in einem Krankenwagen sitzt, ging um die Welt. Nun hat ein Journalist die Familie in Aleppo besucht.

Der vierjährige Omran war im August 2016 zusammen mit seinen Geschwistern und seinen Eltern aus dem Trümmern eines bombardierten Hauses in einem von Rebellen kontrollierten Teil Aleppos gezogen worden. Auf Videoaufnahmen und Fotos war zu sehen, wie er völlig in Staub eingehüllt, die Füße nackt, blutend und benommen auf einem Sitz im Krankenwagen wartete. Er schreit nicht, er weint nicht, doch der Schock steht ihm ins Gesicht geschrieben - gerade durch diese Stille wirkt das Entsetzen so herzzerreißend. Sein zehn Jahre alter Bruder Ali ist bei der Attacke gestorben.

Wie die BBC berichtet, sind nun neue Bilder der Familie aufgetaucht. Offenbar hat ein Journalist die Familie an ihrem neuen Wohnhort in Aleppo besucht - die Stadt ist jetzt unter Kontrolle der staatlichen Truppen von Assad, die damals für die Luftangriffe verantwortlich waren. In Interviews mit regierungstreuen Medien habe sein Vater sich beschwert, dass das Foto zu Propagandazwecken benutzt worden sei. 

Mohammed Daqneesh, Omrans Vater, erzählt den Vorfall so: Er war zu Hause, als am 17. August ihre Wohnung bombardiert wurde. Omran soll leicht verwundet gewesen sein. Als sein Vater nach seinen beiden anderen Kindern suchte, soll ein "bewaffneter Mann" den kleinen Buben in den Ambulanzwagen gesetzt haben.

Konträre Aussagen zu dem Vorfall

Die Rettung des kleinen Omran ist auf einem Video der Pro-Oppositions-Organisation Aleppo Media Center (AMC) dokumentiert. Dort sieht man einen Mann (nicht bewaffnet), der Omran in den Rettungswagen setzt.

Der Fotograf Mahmud Rslan fotografierte damals den kleinen Buben, wie er staubbedeckt, blutend und benommen auf einem Sitz im Krankenwagen wartet, während seine kurzen Beine gerade mal über die Sitzkante reichen.

Als die Regierungstruppen Ende des Vorjahres Aleppo übernahmen, habe die Familie sich entschieden, in das von der Regierung kontrollierte Viertel zu ziehen - zusammen mit tausenden Zivilisten.

Auch der russische Fernsehkanal Russia Today deutete die Verbreitung des Fotos von Omran als gezielte Kampagne. "Warum hat sich das Bild des Buben aus Aleppo (#aleppoboy) viral verbreitet und nicht das anderer Kinder, die von Krieg betroffen sind?" hieß es damals in einem Videoclip.