Deutschland, Frankreich und Italien erteilten der vom US-Präsidenten geforderten Neuverhandlung des internationalen Regelwerks eine deutliche Absage. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron richtet eine klare Botschaft in Richtung Donald Trump: "Make our planet great again" ("Macht unseren Planeten wieder großartig") ließ er den amerikanischen Präsidenten in Anspielung auf dessen Leitsatz ("Make America great again") wissen. "Beim Klima gibt es keinen Plan B, weil es keinen Planeten B gibt." Das Video, indem er die Entscheidung Trumps sachlich aber vehement kritisiert geht um die Welt und wurde schon mehr als eine Million Mal angesehen:
Die Grußbotschaft des ehemaligen Gouverneurs von Kalifornien, Arnold Schwarzenegger, an den Präsidenten der USA: Ein einziger Mann, Trump, könne den Prozess in Richtung der Umstellung auf erneuerbare Energien nicht aufhalten:
Sie seien der festen Überzeugung, dass das Übereinkommen nicht neu verhandelt werden könne, teilten die deutsche Kanzlerin Angela Merkel, der französische Präsident Emmanuel Macron und der italienische Regierungschef Paolo Gentiloni am Donnerstag in einer gemeinsamen Erklärung mit: "Wir betrachten die im Dezember 2015 in Paris erzeugte Dynamik als unumkehrbar und sind der festen Überzeugung, dass das Übereinkommen von Paris nicht neu verhandelt werden kann, da es ein lebenswichtiges Instrument für unseren Planeten, unsere Gesellschaften und unsere Volkswirtschaften darstellt."
Und auch China hat den Rückzug von US-Präsident Donald Trump aus dem Paris Klimaabkommen deutlich kritisiert. Die Entscheidung sei ein "globaler Rückschlag". Trump habe "zum Bedauern fast aller" entschieden, sich und die USA von einer "historischen globalen Vereinbarung abzuschneiden, bei deren Entstehung sein Land einmal eine Schlüsselrolle spielte".
Vor dem Auftakt des EU-China-Gipfels hat Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker die Notwendigkeit des Kampfes gegen den Klimawandel bekräftigt. Nach dem von Trump angekündigten Ausstieg der USA aus dem Pariser Klimaabkommen sei dieses "heute noch wichtiger als gestern", sagte Juncker bei einem Wirtschaftsforum in Brüssel vor einem Treffen mit dem chinesischen Regeirungsschef. "Es wird nicht der Rückwärtsgang bei der Energiewende eingelegt. Es gibt kein Zurückweichen beim Pariser Abkommen."
Annäherung zwischen EU und China?
Klimaexperten loben schon länger, dass China im Kampf gegen die Treibhausgase eine immer klarere "Führungsrolle" einnehme. Das Land hat zugesagt, seinen Höchststand beim CO2-Ausstoß spätestens 2030 erreichen zu wollen. Viele Experten sind jedoch der Meinung, dass dieser "Peak" schon deutlich früher erreicht sein dürfte. Vor allem bei der dreckigen Verbrennung von Kohle, mit der China derzeit noch mehr als 60 Prozent des Energiebedarfs deckt, macht das Land Fortschritte.
Wenn nun die USA als verlässlicher Partner Europas ausfallen und man sich nach neuen Partnern umsieht, ist China logische Wahl., und auch für Peking wäre eine neue Offenheit ein großes Geschenk. In Brüssel trifft heute der chinesische Regierungschef Li Keqiang mit EU-Ratspräsident Donald Tusk und Kommissionschef Jean-Claude Juncker zusammen.
Kurz: "Unverantwortlich"
In Österreich übte Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) scharfe Kritik an Trumps Entscheidung. Diese sei "unverantwortlich", teilte Kurz der APA am Donnerstagabend mit. "Klar ist, dass der historische Durchbruch von Paris nicht mehr rückgängig gemacht werden darf."
Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) bedauert den US-amerikanischen Ausstieg aus dem Klimaabkommen von Paris insbesondere wegen der "Vorbildwirkung" dieses Schrittes. "Der Ausstieg der Amerikaner aus dem Klimaschutzvertrag ist der Beweis dafür, dass Donald Trump die Realität in seinem eigenen Land offenbar nicht verstanden hat", sagte Kern am Freitag vor Journalisten in St. Petersburg. Der aktuelle Trend in Richtung Klimaschutz sei jedoch nicht zu stoppen, erklärte Kern und betonte, dass Österreich im Bereich Energie und Umweltschutz zu den führenden Nationen zähle und hier über eine Reihe an "hidden champions" verfüge.
Sogar Ungarns Ministerpräsident Viktor Orban - bisher innerhalb der EU der größte Befürworter Trumps - steht "unter Schock": In Ungarn herrsche Konsens darüber, dass der Klimawandel ein gefährliches und globales Phänomen sei, dem man nur auf globaler Ebene begegnen könne. Über die Folgen der Entscheidung Trumps müsse man noch "ein wenig nachdenken", sagte Orban.
Trump hatte zuvor den Ausstieg der weltgrößten Volkswirtschaft aus dem historischen Abkommen bekanntgegeben und dies damit begründet, amerikanische Interessen an die erste Stelle zu setzen. Man wolle nun sofort mit Verhandlungen für ein besseres Abkommen beginnen, sagte Trump.
Die Rede Trumps zum Ausstieg aus dem Klimaabkommen:
Der Republikaner verband den Rückzug mit scharfen Attacken auf andere Staaten. "Das Pariser Abkommen ist auf höchster Ebene ungerecht für die USA", sagte er. Die Vereinbarung bedeute eine massive Umverteilung des Vermögens der Vereinigten Staaten an andere Länder.
Trump: Keine Rolle für das Klima
Das jetzige Abkommen lade die Kosten bei den amerikanischen Bürgern ab, sagte Trump. Es müsse klar sein, dass ein neuer Vertrag besser für die amerikanischen Arbeiter sei. "Der Rückzug liegt im ökonomischen Interesse und wird für das Klima keine Rolle spielen."
Der Republikaner löst damit ein zentrales Wahlkampfversprechen ein und setzt seine harte Linie unter der Devise "Amerika zuerst" fort. Er hatte immer wieder beteuert, Arbeitsplätze in der Kohleindustrie erhalten und neue schaffen zu wollen.
Der wegen der Russland-Affäre schwer angeschlagene Präsident verspricht sich von seiner Ankündigung auch innenpolitischen Rückenwind. Man müsse den amerikanischen Arbeiter wieder in den Mittelpunkt stellen, sagte Trump. "Ich wurde gewählt, um Pittsburgh zu repräsentieren, nicht Paris."
Es ist seine bisher folgenschwerste Entscheidung. Der Klimapakt von Paris sieht vor, die gefährliche Erderwärmung in einem weltweiten Kraftakt in den nächsten Jahrzehnten zu bremsen - und damit auch dramatische Folgen wie Dürren und einen Anstieg der Weltmeere. Das Abkommen gilt als historisch, weil sich erstmals fast alle Länder beteiligen wollen. Der Ausstieg der USA - weltweit nach China zweitgrößter Produzent von Treibhausgasen - ist ein schwerer Rückschlag. Das internationale Echo fiel verheerend aus.
Reaktionen: "Trauriger Tag"
UN-Generalsekretär Antonio Guterres bezeichnete Trumps Ankündigung als "große Enttäuschung". Der für Klimafragen zuständige EU-Kommissar Miguel Arias Canete sprach von einem "traurigen Tag für die Weltgemeinschaft". Macron sagte in einer Fernsehansprache: "Heute Abend haben die Vereinigten Staaten der Welt den Rücken zugekehrt."
Die britische Premierministerin Theresa May äußerte in einem Telefonat mit Trump ihr Bedauern über die Aufkündigung des Klimavertrages. Großbritannien werde an dem Abkommen festhalten, sagte ein Regierungssprecher.
Auch Merkel, Macron und Gentiloni betonten, an dem Abkommen festhalten zu wollen. Nach Angaben von Regierungssprecher Steffen Seibert telefonierte die deutsche Kanzlerin mit dem US-Präsidenten und drückte dabei ihr Bedauern über dessen Entscheidung aus. Auch Kanadas Premier Justin Trudeau reagierte enttäuscht.
Trump sicherte Merkel sowie anderen Staats- und Regierungschefs in Telefonaten eine führende Rolle seines Landes im Umweltschutz zu. Amerika sehe sich weiter der transatlantischen Partnerschaft verpflichtet und werde unter Trumps Ägide das sauberste und umweltfreundlichste Land der Erde sein, hieß es in einer Mitteilung des Weißen Hauses.
Innenpolitischer Spalt
Innenpolitisch zeigte sich einmal mehr der tiefe Spalt zwischen den beiden Parteien in den USA. Trumps Republikaner begrüßten die Ankündigung fast geschlossen. Die Demokraten kritisierten sie scharf.
Auch Trumps Vorgänger Barack Obama äußerte sich deutlich. "Diese Regierung schließt sich einer kleinen Handvoll Nationen an, die die Zukunft verleugnen", hieß es in einer Stellungnahme. Die Trump letztlich unterlegene Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton sprach von einem "historischen Fehler" ihres Rivalen.
Zwar wollen neben China auch andere wichtige Länder den Vertrag weiter befolgen. Es wird aber befürchtet, dass Trumps Alleingang eine Kettenreaktion auslöst und sich auch andere der 195 Unterzeichnerstaaten vom Klimaschutz verabschieden.
Boliviens Staatspräsident Evo Morales fordert wegen des Ausscheidens der USA aus dem Pariser Klimaabkommen einen internationalen Klimagerichtshof. "Nach dieser Tat des Präsidenten der Vereinigten Staaten ist es wichtig zu klären, wie man so ein Tribunal einrichten kann", sagte Morales der dpa in Santa Cruz. "Sich aus dem Abkommen von Paris zurückzuziehen, ist ein Verrat an der Mutter Erde."