Die russische Polizei hat bei einer Demonstration der Opposition in Moskau erneut dutzende Menschen festgenommen. 29 Menschen seien wegen "Verletzung der öffentlichen Ordnung" abgeführt worden, teilte die Polizei am Sonntag mit. Die Bürgerrechtsgruppe OVD-Info, die Festnahmen von Aktivisten in Russland dokumentiert, sprach von mindestens 32 Festnahmen.
Unter den Festgenommenen waren demnach auch mindestens vier Minderjährige. Vor einer Woche waren bei Massenprotesten gegen die Korruption in Russland, die der Kreml-Kritiker Alexej Nawalny organisiert hatte, Hunderte Menschen festgenommen worden. Nawalny selbst wurde wegen Aufrufs zu einer ungenehmigten Kundgebung und Widerstands gegen die Staatsgewalt zu 15 Tagen Gefängnis und einer Geldstrafe verurteilt. An den Protesten hatten sich auffallend viele junge Leute beteiligt.
Symbol der Proteste
Bei dem friedlichen Protestzug in der Moskauer Innenstadt am Sonntag wurden nun erneut rund 30 Menschen festgenommen, wie ein Korrespondent der Nachrichtenagentur AFP berichtete. Unter den Festgenommenen war demnach auch der 16-jährige Pawel Djatlow, der bei den Protesten vor einer Woche auf einen Laternenmast geklettert war und später festgenommen worden war. Durch Fotos von der Kletteraktion war er zu einem Symbol der Jugendproteste geworden.
Nawalny, der gerade seine 15-tägige Haftstrafe absitzt, distanzierte sich von den neuen Protesten. "Er weiß darüber absolut nichts", erklärte seine Sprecherin Kira Jarmysch im Kurzbotschaftendienst Twitter. Koordiniert wurde die Protestaktion über soziale Netzwerke im Internet. Einträge bei Facebook deuten auf einen Zusammenhang zu einer wenig bekannten nationalistischen Gruppe hin.
Die Demonstranten waren von einer U-Bahn-Station in der Innenstadt die zentrale Twerskaja-Straße entlanggelaufen. Schnell stellten sich ihnen jedoch Polizisten mit Helmen und Schutzwesten in den Weg.
Schon zuvor waren in Moskau zahlreiche Polizisten aufmarschiert, nachdem im Internet Aufrufe zu einer Versammlung am Roten Platz aufgetaucht waren. Nach Angaben von Journalisten kamen dort letztlich nur eine Handvoll Aktivisten zusammen, von denen einige Unterstützung für Präsident Wladimir Putin bekundeten. Nach Angaben von OVD-Info wurden elf Menschen festgenommen.
In Nowosibirsk beteiligten sich unterdessen mehrere hundert Menschen an einer Protestaktion, die von den Behörden genehmigt worden war. Nach Berichten der Nachrichtenagentur Interfax gingen in der größten Stadt Sibiriens rund 400 Menschen auf die Straße.