In Rom will die EU heute bei einem Sondergipfel in Italiens Hauptstadt Rom ihr 60-jähriges Jubiläum feiern - die Unterzeichnung der Römischen Verträge fand vor 60 Jahren statt. Gegen Terror soll ein Großaufgebot an Polizei und Militär die Teilnehmer des Sondergipfels schützen. Doch auch politisch sind die Zeiten angespannt. Kommende Woche will Großbritannien den „Brexit“ einreichen. Die britische Premierministerin Theresa May wird nach der Brexit-Entscheidung ihres Landes nicht dabei sein.

EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker glaubt indes an den Fortbestand der EU. "Es wird einen 100. Geburtstag der Europäischen Union geben", sagte Juncker im Gespräch mit "heute.de". Die Mitgliedsstaaten der EU würden auch künftig ihre nationalen Eigenheiten bewahren, sagte Juncker voraus. "Wir werden nie erleben, dass die Europäische Union ein Staat wird", sagte er. "Wir befinden uns auch nicht auf dem Wege der Verstaatlichung, nach dem Modell Vereinigte Staaten von Europa. Ich bin gerne Luxemburger, bin gerne Europäer, andere sind gerne Tiroler, Niederösterreicher, Österreicher, Bayern, Bretonen", sagte Juncker. "Europa kann man auch dadurch töten, dass man sich in Gleichmacherei verläuft."

Papst warnt vor Populismus

Am Vortag hatte Papst Franziskus noch vor einem Zerfall der Union gewarnt. Vor allem in der Flüchtlingskrise müssten die Länder besser zusammenarbeiten und mehr Menschlichkeit zeigen, statt in Nationalismus zu verfallen. Auch warnte das Oberhaupt der Katholiken immer wieder vor wiederaufblühendem Populismus in Europa.

Roms Stadtkern um den Kapitolhügel wurde indes in eine "blaue Zone" umgewandelt, nach der Farbe der europäischen Fahne, in die weder Autos noch Fußgänger hineindurften. Einige Metro- und Busstationen wurden nicht angefahren. Das Kolosseum wurde schon am Freitagabend geschlossen, die archäologischen Stätten rund um den Palatin-Hügel waren ebenfalls dicht. Journalisten, die den Kapitolhügel erreichen wollten, wo die 27 Staats- und Regierungschefs tagen, wurden strengen Kontrollen unterzogen.

3000 Soldaten, Carabinieri und Polizisten sind bei Anti-Terror-Kontrollen in der ganzen Stadt im Einsatz. Unzählige Videoüberwachungsanlagen wurden in der Innenstadt aufgestellt. Auch Hubschrauber mit Bewaffnung sollen gegen Drohnen oder Flugzeuge mit feindlichen Absichten eingesetzt werden. Lkw wurden aus dem Stadtzentrum verbannt. Auch Mülltonnen wurden aus Sicherheitsgründen entfernt.

Demonstrationen für und gegen Europa

Sieben mutmaßliche Anhänger von Anarchistengruppen im Alter zwischen 22 und 38 Jahren mussten Rom verlassen. Die Polizei vermutet, dass sie sich an Krawallen im Rahmen der am Samstagnachmittag geplanten Demonstrationen gegen Europa beteiligen wollten.

Protestzüge und Demonstrationen für und gegen Europa sind am Samstag in Rom geplant. Die italienische Polizei rechnet mit zahlreichen Mitgliedern des "Schwarzen Blocks" aus ganz Europa, befürchtet werden Straßenkämpfe und schwere Vandalismusakte.

Griechenlands Ex-Finanzminister Gianis Varoufakis, der britische Regisseur Ken Loach und der Spanier Jean Carlos Monedero, Mitgründer der spanischen Protestpartei Podemos (Wir können), werden bei einer Demonstration für ein stärker sozial orientiertes Europa erwartet. Die Demonstration zieht mit dem Slogan "Unser Europa" durch die Straßen der römischen Innenstadt.