Aus Furcht vor Anschlägen verbannen die US-Behörden Laptops und andere elektronische Geräte aus dem Handgepäck bestimmter Flugreisender: Das am Dienstag in Washington verkündete Verbot betrifft Passagiere, die von zehn Flughäfen im Nahen Osten und in Nordafrika direkt in die USA fliegen - darunter stark frequentierte Drehkreuze wie Istanbul oder Dubai. Die Maßnahme ist zeitlich nicht befristet.
Ein US-Regierungsvertreter begründete das Verbot mit Erkenntnissen der Geheimdienste. Diese deuteten darauf hin, dass Extremisten versuchen könnten, Sprengsätze in Elektronikgeräten an Bord zu schmuggeln. "Terrorgruppen haben nach wie vor die zivile Luftfahrt im Visier und arbeiten aggressiv an neuen Methoden, wie sie ihre Anschläge ausführen können", sagte er. Die betroffenen Flughäfen liegen in acht mehrheitlich muslimischen Ländern.
Nur Handys erlaubt
Das Verbot bezieht sich auf Geräte, die größer sind als Smartphones - also etwa Laptops, Tablet-Computer, Spielekonsolen und Kameras. Diese müssen künftig beim Check-in mit dem Gepäck abgegeben werden. Mobiltelefone dürfen weiter mit an Bord genommen werden, ebenso dringend benötigtes medizinisches Gerät.
Die US-Luftfahrtbehörde gab den neun betroffenen Fluggesellschaften von Dienstagfrüh an 96 Stunden Zeit, das Verbot umzusetzen. Für die Einhaltung der neuen Vorschrift sind die Airlines selbst verantwortlich; bei Versäumnissen könnten ihnen die Landerechte in den USA entzogen werden.
US-Fluglinien werden von der Maßnahme nicht berührt, weil sie keine Direktflüge zwischen den zehn betroffenen Flughäfen und den USA anbieten. Neben Istanbul und Abu Dhabi handelt es sich dabei um Dubai, Doha, Kuwait, Casablanca, Kairo, Riad, Jeddah und Amman. Betroffen sind die Fluglinien Qatar Airways, Emirates, Etihad, Turkish Airlines, Saudi Airlines, Royal Air Maroc, EgyptAir, Kuwait Airways und Royal Jordanian.
Die US-Regierung wollte keine näheren Angaben zur Art der Anschlagsgefahr machen. Die Geheimdiensterkenntnisse seien gründlich geprüft worden, und das Verbot sei nötig, "um die Sicherheit der reisenden Öffentlichkeit zu gewährleisten", sagte der Regierungsvertreter.
Als Beispiel verwies er auf einen mutmaßlichen somalischen Islamisten, der vor einem Jahr mit einem Sprengsatz während des Flugs ein Loch in eine Maschine der Daallo Airlines gesprengt hatte; nur der Täter war dabei gestorben, die Maschine der dschibutischen Fluggesellschaft konnte sicher landen.
Der Sender CNN berichtete unter Berufung auf einen US-Beamten, das Verbot könnte in Zusammenhang mit einer Bedrohung durch das Terrornetzwerk Al-Kaida auf der Arabischen Halbinsel (Aqap) stehen.
In der Nacht hatten bereits die Fluglinien Saudi Airlines und Royal Jordanian die neuen Bestimmungen über den Kurzbotschaftendienst Twitter bekannt gegeben. Die Mitteilungen wurden später gelöscht - möglicherweise, weil sie zu früh öffentlich gemacht worden waren.
US-Präsident Donald Trump hatte zuletzt Einreiseverbote für Bürger aus mehrheitlich muslimischen Staaten verhängt, die jedoch zwei Mal von Gerichten gestoppt wurden.