Im Streit um türkische Wahlkampfauftritte in Europa hat Präsident Recep Tayyip Erdogan seine Anschuldigungen gegen die Niederlande noch einmal verschärft: In einer Wahlkampfrede im zentraltürkischen Afyonkarahisar warf Erdogan den Niederlanden am Mittwoch vor, sie hätten 1995 im bosnischen Srebrenica "mehr als 8000 bosnische Muslime massakriert".
Ein niederländisches Blauhelmkontingent war während des Bosnien-Kriegs in der Stadt stationiert und hatte das von bosnischen Serben verübte Massaker nicht verhindern können. Die Blauhelme waren unbewaffnet und sahen sich gezwungen, die UNO-Schutzzone den heranrückenden serbischen Truppen kampflos zu überlassen.
Der bosniakische Ex-Bürgermeister von Srebrenica, Camil Durakovic, kritisierte Erdogans Aussagen als "Missbrauch" der Opfer von Srebrenica. Alle UNO-Mitglieder seien gleichermaßen für das Massaker verantwortlich, sagte Durakovic nach Medienberichten vom Mittwoch.