Vier von fünf Deutschen befürworten einen Abzug oder die Verlegung der in der Türkei stationierten Bundeswehrsoldaten. Dies hat eine repräsentative Umfrage des Instituts Civey im Auftrag der "Welt" (Mittwoch) ergeben. Die Befürworter teilen sich demnach in zwei Gruppen auf: 40,8 Prozent würden die Bundeswehrsoldaten in ein anderes Land verlegen, 38,8 Prozent nach Deutschland abziehen.
Nur 14,8 Prozent sprachen sich laut der Umfrage dafür aus, dass die Bundeswehr in der Türkei bleibt.
Etwa 270 Bundeswehrsoldaten sind auf den Luftwaffenstützpunkten Konya und Incirlik in der Türkei am internationalen Anti-Terror-Einsatz gegen die Miliz "Islamischer Staat" (IS) beteiligt.
Gegen Abzug
Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen sprach sich gegen einen Abzug aus. "Das wäre weniger ein Zeichen an die Türkei, als ein Schritt, der unserer Koalition gegen den IS das Leben schwerer macht", sagte sie der Nachrichtenagentur AFP. Die Bundeswehrsoldaten seien ja nicht wegen der Türkei in Incirlik, sondern Teil des Kampfes gegen den IS, "der zur Zeit in Rakka und in Mossul in eine entscheidende Phase geht".
Von der Leyen ist auch gegen eine Abkehr der NATO von Ankara. "Die Türkei macht es uns nicht leicht in der NATO. Aber keiner sollte glauben, dass eine Türkei außerhalb der NATO uns besser zuhört und einfacher ist im Umgang als eine Türkei in der NATO", sagte sie.
"Gerade weil wir ein Bündnis sind, können wir mit der Türkei über unsere Grundvorstellungen von Demokratie und offener Gesellschaft leichter - auch kontrovers - diskutieren", sagte sie. Dies sei unabdingbar, sagte die Ministerin weiter, denn die Türkei bleibe aufgrund der geografischen Lage immer Nachbar.
Die deutsch-türkischen Beziehungen sind zurzeit angespannt. Wahlkampfauftritte türkischer Politiker haben hierzulande für Aufregung gesorgt.
Am 16. April sollen die Türken über eine Verfassungsreform abstimmen. Sie würde die Machtbefugnisse von Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan massiv ausweiten. In Deutschland leben gut 1,4 Millionen wahlberechtigte Türken - die größte Gruppe in der EU.