Neue Enthüllungen belasten den Wahlkampf des angeschlagenen französischen Präsidentschaftskandidaten Francois Fillon. Der konservative Kandidat, der am Montag sein Wahlprogramm vorstellte, ließ sich laut einem Medienbericht kürzlich zwei maßgeschneiderte Luxus-Anzüge im Wert von 13.000 Euro schenken. Der 63-Jährige sprach von einer Privatsache und verurteilte eine "Menschenjagd" gegen ihn.
"Spendabler Freund"
In der Scheinbeschäftigungsaffäre um seine Ehefrau haben Untersuchungsrichter Fillon für Mittwoch vorgeladen. Die Sonntagszeitung "Le Journal du Dimanche" berichtete am Wochenende, ein "spendabler Freund" habe zwei maßgeschneiderte Anzüge des Pariser Nobelscheiders Arnys für Fillon mit einem Scheck über 13.000 Euro bezahlt. "Ich habe auf Bitten von Francois Fillon bezahlt", zitierte die Zeitung den Gönner, der anonym blieb. Der Vorgang wurde demnach aus dem Umfeld des konservativen Kandidaten bestätigt.
"Das ist mein Privatleben, das geht niemandem etwas an", reagierte Fillon am Montag im Sender Europe 1 erbost. "Ich habe absolut das Recht, mir von einem Freund einen Anzug schenken zu lassen, das ist nicht verboten."
Der Wirtschaftszeitung "Les Echos" sagte der 63-jährige Abgeordnete: "Ein Freund hat mir die Anzüge im Februar angeboten. Na und?" Er beklagte, sein Privatleben werde derzeit bis in den kleinsten Winkel durchleuchtet, um ihn aus dem Rennen um den Elysee-Palast zu werfen.
Laut "Le Journal du Dimanche" gibt es aber nicht nur Fragezeichen hinter den beiden Anzügen für zusammen 13.000 Euro: Der frühere Regierungschef erhielt demnach in den vergangenen Jahren weitere Anzüge desselben Schneiders im Wert von 35.500 Euro. Das Geld sei bar gezahlt worden. Seit 2012 belaufe sich die Summe also auf knapp 48.500 Euro. Diese Angaben wies Fillon zurück.
Sozialistische Politiker stellten öffentlich die Frage, ob Fillon die geschenkten Anzüge der Nationalversammlung gemeldet habe. Abgeordnete müssen Spenden oder Zuwendungen mit einem Wert von mehr als 150 Euro angeben. Fillon sagte aber, dies betreffe nur Geschenke, "die den Abgeordneten in Ausübung ihres Mandats und ihres Amtes" gemacht worden seien.
Der lange als klarer Präsidentschaftsfavorit gehandelte 63-Jährige ist durch eine Reihe von Enthüllungen unter Druck geraten. Besonders schwer wiegt der Vorwurf einer jahrelangen Scheinbeschäftigung seiner Ehefrau Penelope als parlamentarische Mitarbeiterin.
Parteifreunde wenden sich ab
Die zuständigen Untersuchungsrichter haben Fillon für Mittwoch vorgeladen. Dann könnte ein Ermittlungsverfahren gegen den Präsidentschaftskandidaten eingeleitet werden, unter anderem wegen der Veruntreuung von Staatsgeldern. Fillon hat die Vorwürfe wiederholt zurückgewiesen und als politische Schmutzkampagne bezeichnet. An seiner Präsidentschaftskandidatur will er auch bei Einleitung eines Ermittlungsverfahrens festhalten.
Zahlreiche Parteifreunde wandten sich zwar zwischenzeitlich von ihm ab und forderten seinen Rückzug. Fillon setzte sich in dem Machtkampf aber durch. Vor einer Woche stellte sich die Parteiführung seiner Republikaner geschlossen hinter ihn - auch, weil es keine Chance mehr auf einen "Plan B" mit einem anderen Präsidentschaftskandidaten gab.
Fillon bemüht sich seitdem, seinen Wahlkampf wieder in Gang zu bringen. Am Montag stellte er sein Wahlprogramm vor. Der konservative Politiker will unter anderem binnen fünf Jahren die Staatsausgaben um 100 Milliarden Euro senken und 500.000 Stellen im öffentlichen Dienst streichen. Die 35-Stunden-Woche will er abschaffen, Steuern und Abgaben für Unternehmen um 40 Milliarden Euro senken.
In Umfragen ist der Sieger der Vorwahl der konservativen Republikaner wegen der Scheinbeschäftigungsaffäre abgesackt: Bei den Wahlabsichten liegt er mit klarem Abstand hinter der Rechtsextremen Marine Le Pen und dem parteilosen Mitte-Kandidaten Emmanuel Macron und würde damit den Einzug in die Stichwahl verfehlen. Die beiden Runden zur Wahl des künftigen französischen Staatschefs finden am 23. April und 7. Mai statt.