Die Türkei hat nach Angaben aus der Regierung in Ankara den diplomatischen Vertreter der Niederlande einbestellt. Die Behandlung der türkischen Minister in den Niederlanden werde als Bruch des Wiener Abkommens über diplomatische Beziehungen gewertet, hieß es in Regierungskreisen.

Die niederländischen Behörden verweigerten am Wochenende Außenminister Mevlüt Cavusoglu die Einreise mit dem Flugzeug und wiesen die türkische Familienministerin Fatma Betül Sayan Kaya auf dem Landweg Richtung Deutschland aus. Zudem sei der Polizeieinsatz gegen türkische Demonstranten in Rotterdam unverhältnismäßig gewesen, heißt es in Ankara.

Unterdessen pocht die niederländische Regierung auf eine offizielle Entschuldigung Ankaras. Vor allem die Beschuldigungen von Präsident Recep Tayyip Erdogan, der die Niederländer faschistisch und Nazis genannt hatte, müssten vom Tisch, sagte der sozialdemokratische Vizepremier, Lodewijk Asscher, am Montag im niederländischen Radio.

"Es ist äußerst widerlich, dass ausgerechnet wir - mit unserer Geschichte - als Nazis beschimpft werden", empörte sich Asscher.

Die neutralen Niederlande waren im Zweiten Weltkrieg von 1940 bis 1945 von den Deutschen besetzt. Das Land hatte sehr unter der Besatzung und Gewaltherrschaft der Nationalsozialisten gelitten. Etwa 104.000 jüdische Niederländer waren deportiert und von den deutschen Nazis ermordet worden.

Der niederländische Generalkonsul in Istanbul, Robert Schuddeboom, kann unterdessen sein Konsulat in der türkischen Metropole wieder frei betreten und verlassen. Im Streit um das Auftrittsverbot türkischer Minister in den Niederlanden war es am Samstag und Sonntag war es vor dem Konsulat zu Protesten gekommen. Die türkische Polizei hatte die diplomatische Vertretung vorübergehend vollständig abgeriegelt. Auch am Montag war vor dem Konsulat eine massive Polizeipräsenz zu sehen.