Franziskus hat jeder Art von Papst-Kult eine Absage erteilt und sich als ganz normalen Menschen dargestellt. "Wir dürfen nicht vergessen, dass die Idealisierung eines Menschen stets auch eine unterschwellige Art der Aggression ist. Wenn ich idealisiert werde, fühle ich mich angegriffen", sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche der deutschen Wochenzeitung "Die Zeit".

Er sehe sich als nichts Besonderes. "Ich bin - ich will nicht sagen: 'ein armer Teufel', aber ich bin ein ganz normaler Mensch, der tut, was er kann." Er sei ein "fehlbarer Sünder".

Er selbst kenne auch Zweifel am Glauben, räumte der Argentinier in dem ersten Interview mit einem deutschen Medium ein. "Es gibt durchaus dunkle Momente, in denen ich sage: 'Herr, das begreife ich nicht!' Und das sind nicht nur Momente innerer Dunkelheit, sondern Bedrängnisse, die ich mir selbst eingebrockt habe, durch meine Schuld." Franziskus sprach auch - ohne es näher zu konkretisieren - von einer "Verlobten", die er in der Jugendzeit gehabt habe. "Aber ich war nicht dabei zu heiraten", fügte er hinzu.

Franziskus enttäuschte in dem Interview Erwartungen, dass er im Reformationsjahr nach Deutschland komme. "Das wird schwierig dieses Jahr, es sind so viele Reisen geplant", sagte der 80-Jährige. Der Pontifex war anlässlich des Gedenkens der Reformation vor 500 Jahren, die die Abspaltung der evangelischen von der katholischen Kirche zur Folge hatte, von Bundespräsident Joachim Gauck und Bundeskanzlerin Angela Merkel sowie von der katholischen und evangelischen Kirche in Deutschland eingeladen worden. Für 2018 gebe es auch noch keine Pläne für eine Reise in die Bundesrepublik. "Ich weiß es noch nicht, noch ist nichts dergleichen geplant."

Franziskus erklärte, Kritik an sich selbst gelassen zu nehmen. "Ich kann verstehen, wenn meine Art, die Dinge anzugehen, manchen nicht gefällt, das ist völlig in Ordnung. Jeder darf seine Meinung haben. Das ist legitim und menschlich und bereichernd." Eine Plakataktion in Rom, bei der Kritiker seinen Modernisierungskurs angriffen, nannte Franziskus "großartig". An Autorität mangele es ihm nicht. "Ich habe schon so viele Male 'Basta!' gesagt. (...) Das ist angekommen."

Sorge bereite ihm der Populismus in Europa. "Populismus ist böse und endet schlecht, wie das vergangene Jahrhundert gezeigt hat", so der Papst. Die ganze Welt befinde sich im Krieg. Er spreche von einem "Dritten Weltkrieg, der sich stückchenweise ausbreitet".