Vor ihrem Treffen mit US-Präsident Donald Trump hat die britische Premierministerin Theresa May die USA vor einer zu großen Nähe zu Russland gewarnt. May sagte am Donnerstag (Ortszeit) vor republikanischen Abgeordneten, Washington müsse sich bei der Annäherung an Moskau "in Acht nehmen".

May hob zugleich die "besondere Beziehung" zwischen Großbritannien und den USA hervor - nach dem Brexit ist London mehr denn je auf die USA als Handelspartner angewiesen.

May ist der erste ausländische Staatsgast, den Trump nach seiner Amtseinführung vor einer Woche im Weißen Haus empfängt. Der neue US-Präsident hatte sich in den vergangenen Monaten wiederholt positiv über das russische Staatsoberhaupt Wladimir Putin geäußert und für eine engere Bindung an Russland plädiert. In seiner Republikanischen Partei rief er damit teils massive Kritik hervor.

May sagte in einer Rede vor republikanischen Abgeordneten in Philadelphia, der frühere US-Präsident Ronald Reagan habe sich bei seinen Verhandlungen mit dem sowjetischen Staatschef Michail Gorbatschow stets an der Redewendung "Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser" orientiert. Bei der Zusammenarbeit mit Putin sei nun ihr Rat, nach der Maßgabe zu verfahren, "sich einlassen, aber gleichzeitig in Acht nehmen".

"Besondere Beziehung"

Nur einen Tag nach seinem Treffen mit May will Trump am Samstag mit Putin telefonieren. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow bestätigte am Freitag entsprechende Berichte des US-Fernsehsenders CNN. Peskow sagte, für Samstagabend Moskauer Zeit sei ein Telefonat der beiden Präsidenten geplant. Dabei werde es voraussichtlich um den "Stand der bilateralen Beziehungen" gehen.

Für ihr Bekenntnis zur oft beschworenen "besonderen Beziehung" zwischen Großbritannien und den USA wurde May von den republikanischen Abgeordneten mit stehendem Applaus gefeiert. "Wir - unsere beiden Länder zusammen - haben eine gemeinsame Verantwortung zu führen", sagte die britische Premierministerin.

May betonte in ihrer Rede aber auch die Bedeutung internationaler Organisationen wie der NATO, der UNO und der Weltbank. "Die Vereinten Nationen müssen reformiert werden, aber sie bleiben grundlegend", sagte May. Die NATO nannte sie einen "Eckpfeiler der Verteidigung des Westens". Trump hatte das Bündnis dagegen wiederholt als "obsolet" bezeichnet.

Im Hinblick auf Trumps Ankündigung, nicht länger für die Verteidigung und den Schutz anderer NATO-Länder zahlen zu wollen, mahnte May die Mitgliedstaaten des Bündnisses, ihrer Rolle gerecht zu werden und ihre Verteidigungsausgaben aufzustocken: "Sie sollten das Bündnis nicht untergraben, das uns stark erhält."

Queen lädt Trump ein

US-Präsident Donald Trump hat eine Einladung von Queen Elizabeth II. nach Großbritannien akzeptiert. Das sagte Großbritanniens Premierministerin Theresa May bei der gemeinsamen Pressekonferenz mit Trump in Washington.

Einladungen zu Staatsbesuchen in Großbritannien spricht zwar offiziell die Queen aus, sie werden aber von der Downing Street aus politischen Überlegungen arrangiert. Großbritannien will die USA als Partner für ein bilaterales Freihandelsabkommen gewinnen, wenn das Land voraussichtlich 2019 aus der EU und aus dem europäischen Binnenmarkt austritt.