Der konservative französische Präsidentschaftskandidat Francois Fillon ist durch Enthüllungen über die Beschäftigung seiner Ehefrau unter Druck geraten. Der sozialistische Innenminister Bruno Le Roux forderte am Mittwoch im Radiosender RTL "Erklärungen" zur Beschäftigung von Penelope Fillon als parlamentarische Mitarbeiterin.
Der Verdacht einer Scheinbeschäftigung sei eine "schwerwiegende Anschuldigung", vor allem, wenn jemand Präsident werden wolle.
Die französische Justiz hat nach der Enthüllung über frühere Parlamentsjobs der Frau von Präsidentschaftskandidat Francois Fillon eine Voruntersuchung eingeleitet. Das gab die nationale Finanzstaatsanwaltschaft heute bekannt, wie die französische Nachrichtenagentur AFP meldete.
Die Zeitung „Le Parisien“ berichtete, die Untersuchung solle klären, ob Penelope Fillon tatsächlich Gegenleistungen erbracht oder ob es sich um eine Scheinbeschäftigung gehandelt habe.
Die Enthüllungszeitung "Le Canard Enchaine" berichtet in ihrer neuesten Ausgabe, als Abgeordneter habe der heutige Präsidentschaftsfavorit Fillon seine Ehefrau jahrelang als parlamentarische Mitarbeiterin bezahlt. Als Assistentin ihres Mannes und seines Nachfolgers in der Nationalversammlung habe sie über die Jahre 500.000 Euro aus einer parlamentarischen Mitarbeiterpauschale bekommen.
"Le Canard Enchaine" spricht zwar nicht direkt von Scheinbeschäftigung. Die Zeitung schreibt aber, bei ihren Recherchen habe sie keine Hinweise darauf gefunden, dass Penelope Fillon jemals tatsächlich als parlamentarische Assistentin gearbeitet habe. Ein Fillon-Sprecher wies dies noch am Dienstagabend zurück: Die Ehefrau des Politikers habe durchaus als Assistentin gearbeitet.
Fillon selbst zeigte sich am Mittwoch "empört" über die Vorwürfe. "Ich sehe, dass die Zeit der Stinkbomben gekommen ist", sagte er bei einem Besuch im südfranzösischen Merignac im Hinblick auf den Präsidentschaftswahlkampf. "Ich werde keinen Kommentar abgeben, weil es nichts zu kommentieren gibt."
Abgeordnete dürfen in Frankreich Familienmitglieder als parlamentarische Mitarbeiter beschäftigen, das ist sogar eine weit verbreitete Praxis. Allerdings kommt dabei immer wieder der Verdacht einer illegalen Scheinbeschäftigung auf, also einer Bezahlung ohne Gegenleistung.
Unabhängig davon, ob sich der Verdacht einer möglichen Scheinbeschäftigung erhärtet oder nicht - die Enthüllungen dürften Fillons Ansehen schaden. Der konservative Ex-Premier galt bisher als Favorit für die Präsidentschaftswahl im April und Mai. Er hatte im November die Präsidentschaftsvorwahl der konservativen Republikaner klar für sich entschieden.