Die Nachricht schlug in Deutschland wie eine Bombe ein: Der "stern" erscheint wegen des brisanten Interviews sogar einen Tag früher als normalerweise geplant: SPD-Parteichef Sigmar Gabriel erklärt im Interview mit dem Magazin, dass er nicht als Kanzlerkandidat für die Bundestagswahl 2017 zur Verfügung steht. Martin Schulz, Ex-EU-Parlamentspräsident, soll die Sozialdemokraten stattdessen in den Wahlkampf führen.

Auf die Frage, warum er nicht gegen Kanzlerin Angela Merkel antreten werde, antwortet Gabriel in dem Exklusiv-Gespräch mit dem "stern": "Wenn ich jetzt anträte, würde ich scheitern, und mit mir die SPD." Schulz habe die "eindeutig besseren Wahlchancen", so Gabriel.

Wechsel ins Außenministerium

Mit dem Verzicht auf die Kanzlerkandidatur kündigt Gabriel zugleich an, auch sein Amt als Parteivorsitzender zur verfügung zu stellen. Er schlage auch dafür Martin Schulz vor. Gabriel werde stattdessen das Amt des Außenministers von Frank-Walter Steinmeier übernehmen, dem designierten Bundespräsidenten.

Gabriels Entscheidung über die Kanzlerkandidatur war seit Wochen mit Spannung erwartet worden. Politische Beobachter gingen zuletzt davon aus, dass Gabriel die Partei selbst in die kommenden Bundestagswahlen führen werde.

Gestern gab er seine Entscheidung auch in der Sitzung der SPD-Bundestagsfraktion bekannt: "Alle Umfragen haben gezeigt, dass die Menschen keine Große Koalition mehr wollen. Für die stehe ich aber in den Köpfen der Menschen. Daher ist Martin Schulz der geeignete Mann." Den letzten Ausschlag für diese Entscheidung hat laut Zeit Online offenbar eine Umfrage unter SPD-Anhängern gegeben, in der eine Mehrheit der Befragten Schulz bessere Chancen bei der Bundestagswahl im September einräumt.