Die britische Regierung steht wegen eines angeblich gescheiterten Atomraketentests unter Druck. Premierministerin Theresa May wollte sich am Sonntag nicht dazu äußern, ob sie vor einer wichtigen Parlamentsentscheidung zur Erneuerung des britischen Atomwaffenprogramms von der Panne wusste.
Die "Sunday Times" hatte zuvor unter Berufung auf einen hochrangigen Marinevertreter berichtet, dass im Juni ein Test einer Trident-II-D5-Rakete vor der Küste des US-Bundesstaats Florida fehlgeschlagen war.
Ein Regierungssprecher bestätigte lediglich, dass die Rakete zu Testzwecken vom U-Boot "HMS Vengeance", einem der vier Atom-U-Boote der britischen Marine, abgeschossen worden sei.
Geschoss kam von Kurs ab
Wie der Marinevertreter der Zeitung sagte, war das Geschoss, das nicht mit einem Sprengkopf bestückt war, aber von seinem Kurs abgekommen und zwischenzeitlich auf die US-Küste zugerast.
Nach diesem "katastrophalen Fehlschlag" habe an der britischen Regierungs- und Militärspitze "große Panik" geherrscht. Um die "Glaubwürdigkeit" des britischen Atomwaffenprogramms nicht zu gefährden, habe sich die Regierung schließlich entschieden, den Zwischenfall zu vertuschen.
Zum Zeitpunkt des Raketentests war noch Mays Vorgänger David Cameron im Amt. Im Juli hatte das britische Parlament dann für eine Erneuerung des britischen Atomwaffenprogramms gestimmt. May, die Cameron nach dem Brexit-Referendum vom 23. Juni an der Regierungsspitze abgelöst hatte, warb bei den Abgeordneten erfolgreich für das 41 Milliarden Pfund (47 Milliarden Euro) teure Projekt.
In einem BBC-Interview antwortete May am Sonntag nicht auf die Frage, ob sie bei ihrer Stellungnahme vor den Abgeordneten von dem fehlgeschlagenen Raketentest wusste. "Wir haben darüber gesprochen, ob wir Trident erneuern sollen oder nicht", sagte die Premierministerin. Sie habe zudem "volles Vertrauen" in die Trident-Raketen, die überdies "regelmäßig" getestet würden.