Seine Wut ventilierte Donald Trump wie üblich morgens auf Twitter. Die Medienberichte, Russland habe womöglich delikate und somit zur Erpressung geeignete Infos über ihn in der Hinterhand, versetzen den angehenden US-Präsidenten derart in Rage, dass er sich sogar mit NS-Opfern verglich: "Ein letzter Schuss auf mich. Leben wir in Nazi-Deutschland?", blies er am Mittwoch über den Kurznachrichtendienst heraus. Trumps Zorn richtete sich allerdings weniger gegen die Medien als gegen die eigenen Geheimdienste.

Versöhnliche Stimmung

Das wurde dann auch wenige Stunden später bei seiner ersten Pressekonferenz seit der Wahl deutlich. Trump präsentierte sich in geradezu versöhnlicher Stimmung gegenüber den sonst so heftig von ihm attackierten Medien. Der Grund: Sie hatten fast alle darauf verzichtet, auf die Details des Memos einzugehen. Denn weder die Geheimdienste, die dem künftigen Präsidenten das Papier am Freitag vorgelegt haben sollen, noch die Medien waren bisher in der Lage, den Inhalt zu verifizieren. In dem Papier werden unter anderem angebliche schlüpfrige Vorgänge in einem Moskauer Luxushotel beschrieben.

Attacke gegen CNN

Trump dankte gar "vielen Nachrichtenorganisationen" für ihr "unglaublich professionelles" Verhalten in dieser Angelegenheit. Später legte er sich dann allerdings mit einem CNN-Reporter an, dem er entgegenschleuderte, sein Sender verbreitete "Fake News". CNN hatte allerdings keineswegs über die inhaltlichen Details des Memos berichtet. In voller Länge veröffentlicht worden war das 35-seitige Papier von dem Webportal "Buzzfeed" - dessen Chefredakteur Ben Smith zugleich zugestand, es gebe "ernsthafte Gründe, an den Vorwürfen zu zweifeln".

"Unsinn" und "Lügengeschichten"

Trump verwarf das gesamte Papier als "Unsinn" und "Lügengeschichten", ließ sich aber dennoch ein Stück weit auf den Inhalt ein. Bei Reisen nach Russland sei er immer sehr vorsichtig gewesen, da es in Hotelzimmern und andernorts "wahrscheinlich Kameras gibt." Außerdem habe er eine "Keimphobie", erlaubte er sich dann noch einen Scherz über die in dem Memo beschriebenen Hotelzimmeraktivitäten.

Heftig wurde der 70-Jährige während der Pressekonferenz in der Lobby seines New Yorker Trump Towers vor allem, wenn er auf die eigenen Geheimdienste zu sprechen kam. Derartige Durchstechereien an die Medien seien "schändlich" und "illegal". Im Verhältnis zu den Diensten hatte Trump schon in den vergangenen Wochen viel verbrannte Erde hinterlassen - indem er deren Erkenntnisse anzweifelte, Russland habe mit Hackerangriffen während des Wahlkampfs seine Rivalin Hillary Clinton beschädigen und ihm den Weg ins Weiße Haus ebnen wollen.

Schwammige Aussagen

"Ich denke, es war Russland", sagte Trump nun zwar über die Cyberattacken. Doch war dies nur halbherzig hingeworfen, wie im weiteren Verlauf der Pressekonferenz deutlich wurde. Es könnten auch "Andere" hinter den Attacken steckten, ruderte er da schon wieder zurück.

Ähnlich schwurbelig waren Trumps Aussagen, als es um seinen Umgang mit Russland ging. Er ließ offen, ob er die von Vorgänger Barack Obama wegen der Cyberattacken verhängten Strafmaßnahmen gegen Moskau rückgängig machen will. Und über Wladimir Putin, dem er immer wieder Respekt gezollt hatte, sagte er nun: Es wäre "ein Vorteil, keine Belastung", ein gutes Verhältnis zum russischen Staatschef zu haben. Allerdings sei gut möglich, dass es nicht so komme.

Auch wenn also das Skandal-Memo keine gravierenden Folgen für Trump haben sollte - sein Amtsantritt Ende kommender Woche wird weiter von vielen kritischen Fragen zu seinem Verhältnis zu Moskau begleitet. Der Immobilienmogul bestritt erneut, irgendwelche Finanzinteressen in Russland zu haben. Er ist aber weiterhin nicht bereit, zum Beleg seine Steuererklärungen zu veröffentlichen - er denke auch nicht, dass die US-Öffentlichkeit an diesen Dokumenten "irgendein Interesse" habe, behauptete er forsch.