Unter Leitung des neuen UNO-Generalsekretärs Antonio Guterres hat in Genf eine historische Zypern-Konferenz begonnen. Zypern ist seit einem griechischen Putsch und einer türkischen Militärintervention 1974 geteilt. Der griechisch-zypriotische Süden ist seit 2004 EU-Mitglied. Der türkisch-zypriotische Norden wird nur von Ankara anerkannt. Nun soll die Mittelmeerinsel wiedervereinigt werden.

Neben den Vertretern der griechischen und türkischen Zyprioten, Nikos Anastasiades und Mustafa Akinci, nehmen an den Beratungen der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu, der griechische Außenminister Nikos Kotzias und der britische Außenminister Boris Johnson teil. Die drei Länder sind Garantiemächte Zyperns.

Auch EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker wird heute gemeinsam mit der EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini nach Genf reisen. Juncker habe sich nach eigenen Angaben selbst eingebracht, weil Zypern ihn persönlich interessiere.

Letzter Versuch

Alle Teilnehmer sehen in den Verhandlungen hinter verschlossenen Türen einen letzten Versuch, die Teilung zu überwinden und einen föderalen Staat mit zwei gleichberechtigten Bundesstaaten einzurichten. "Die jüngeren Generationen entfremden sich immer mehr. Und sie konzentrieren sich dann nicht mehr auf eine föderale Lösung", sagte der Leiter der türkisch-zypriotischen Delegation, Akinci, in einem BBC-Interview. "Sie haben dann keine Vision für eine gemeinsame Zukunft mehr."

Bei der internationalen Konferenz geht es vor allem um Sicherheitsfragen, etwa, ob die Türkei weiter Soldaten auf der Insel stationieren darf. Die anderen beiden Garantiemächte sind dagegen. Umstritten unter den Zyprioten ist auch der genaue Grenzverlauf zwischen beiden Seiten sowie die Frage, unter welchen Modalitäten eine rotierende Präsidentschaft funktionieren soll.

Das Schicksal Zyperns hat sich vor fast 60 Jahren schon einmal in der Schweiz entschieden. In Zürich wurden 1959 die entscheidenden Einigungen zur Unabhängigkeit der Mittelmeerinsel ausgehandelt. Sie wurden kurz darauf in London unterzeichnet. Daran beteiligt waren die Kolonialmacht Großbritannien sowie die "Mutterstaaten" der beiden auf Zypern vertretenen Bevölkerungsgruppen, Griechenland und die Türkei.

Zudem wurden in Zürich zwei weitere Verträge vereinbart: Der erste regelte die Rolle der drei Staaten als Garantiemächte. Sie sollten sicherstellen, dass Zypern nicht an Griechenland oder die Türkei fällt oder geteilt wird. Der zweite war ein Allianzpakt. Er erlaubt Griechenland und der Türkei, Truppen auf Zypern zu stationieren.