Barack Obama, der erste schwarze Präsident der Vereinigten Staaten, packt die Koffer. "Yes, we can" war einst sein Wahlkampfmotto. Obama der Macher, der Problemlöser, der Menschenfreund. Aber auch der jugendlich-sportliche Präsident mit der coolen Familie, modern und vorwärtsblickend, vorzeigbar. Die Bilanz seiner Präsidentschaft fällt gemischt bis nüchtern aus. Obama machte vieles richtig, doch auch persönliche Fehler, hörte auf die falschen Leute - und stieß schließlich im vielfach politisch verkrusteten Washington auf Granit.

In Chicago, dort wo er herkam, hält er nun seine letzte große Rede. Das Wort "Wir" soll darin oft vorkommen, wird erzählt. "Wir, das Volk."

Schwieriger Antritt

Obama hatte bei seinem Amtsantritt 2009 einen Scherbenhaufen von seinem republikanischen Vorgänger George W. Bush übernommen. Zum Ende seiner Amtszeit hatte der Republikaner praktisch abgewirtschaftet. Seine Zustimmungswerte waren auf einem historischen Tief, die US-Wirtschaft steckte in einer tiefen Krise. Bush hatte mit seinem ungerechtfertigten Eingriff im Irak dem Ruf der USA international schwer geschadet und kein Konzept für Afghanistan.

Obama übernahm: Die Vorschusslorbeeren waren riesig, wohl auch, weil die Welt glaubte, es könne nur besser werden. Ein paar Reden reichten, um Obama zum Träger des Friedensnobelpreises zu machen. "Wofür?", fragte die Opposition in Washington, und selbst der Geehrte schien ein wenig verlegen. Obama kündigte den Wandel an, Amerika sollte in der Welt nicht mehr als der gefräßige Wolf wahrgenommen werden, sondern als ein potenter Freund. Selbst in der Klimapolitik schwenkten die USA auf die Linie des restlichen Westens ein.

Doch das war gefährlich. Heute ist klar: Obamas militärischer Abzug aus dem Irak kam zu früh, das Vakuum füllten Terroristen. Die Führungsrolle im Libyen-Konflikt nach dem Sturz Muammar al-Gaddafis überließ er zwei schwachen Partnern: Nicolas Sarkozy (Frankreich) und David Cameron (Großbritannien). In Libyen herrscht Chaos. China konnte Obama nur schwer in Schach halten, den russischen Präsidenten Wladimir Putin gar nicht. "Acht Jahre wurde Amerika von einem Präsidenten regiert, der unser Land nach außen systematisch kleinredete", schreibt Jeff Jacoby im "Boston Globe".

Innenpolitisch erfolgreicher

Innenpolitisch gelang ihm die Aufräumarbeit besser: Die Finanzkrise wurde überwunden, die gierigen Finanzjongleure an die Leine genommen. Der Dodd-Frank-Act, ein Gesetz zur Regulierung der Finanzindustrie, trägt Obamas Handschrift. In acht Jahren hat Obama die Arbeitslosigkeit halbiert und die US-Wirtschaft wieder so auf die Beine gestellt, dass die Notenbank die Zinsen erhöhen kann. Die Republikaner sind dennoch nicht zufrieden. Sie sprechen von der langsamsten Wirtschaftserholung der Geschichte - als wäre die Finanzkrise ein ganz normaler Wirtschaftszyklus gewesen.