Der pakistanische Verteidigungsminister ist auf eine falsche Meldung einer Fake-News-Seite hereingefallen und hat Israel in der Folge mit dem nuklearen Arsenal seines Landes gedroht, berichtete "Spiegel Online" am Sonntag.
Die Online-Seite "AWD-News" hatte am 20. Dezember die Meldung verbreitet, dass der "israelische Verteidigungsminister Moshe Yaalon" gedroht hätte, Pakistan mit Nuklearwaffen zu zerstören, falls das Land Bodentruppen nach Syrien schicken würde. Die Meldung, die nicht nur Rechtschreibfehler enthielt, war offenbar frei erfunden. Trotzdem drohte der pakistanische Verteidigungsminister Khawaja Asif am Freitag per Twitter: Auch Pakistan sei eine Nuklearmacht.
Das israelische Verteidigungsministerium sah sich daraufhin genötigt, die angeblichen Aussagen des früheren Ministers ebenfalls auf Twitter zu dementieren. Der Bericht sei vollkommen fiktiv, hieß es. Yaalon hätte die ihm zugeschriebenen Aussagen nie gemacht. Yaalon war zudem heuer im Mai zurückgetreten. Amtierender Verteidigungsminister ist Avigdor Lieberman.
In dem online veröffentlichten, gefälschten Dokument wurde Yaalon mit der Aussage zitiert, Israel werde Pakistan "nuklear zerstören", sollte das Land "unter dem Vorwand, den IS zu bekämpfen", Truppen nach Syrien schicken. Yaalon erklärte demnach: "So weit es uns angeht - sollten sie (Pakistan) wirklich in Syrien eintreffen, dann wissen wir, was wir zu tun haben. Wir werden sie mit einem Nuklearangriff zerstören."
Pakistan hat oft betont, dass es keinen erzwungenen Regimewechsel in Syrien will und wird daher wie Russland und der Iran als Unterstützer des Regimes von Präsident Bashar al-Assad angesehen, während Israel und Syrien Erzfeinde sind.
Asif erwiderte - offenbar ohne Prüfung der Quelle: "Der israelische Verteidigungsminister droht mit nuklearer Vergeltung für eine angenommene pakistanische Rolle in Syrien gegen den IS - Israel vergisst, dass Pakistan auch eine Nuklearmacht ist."
Über das Weihnachtswochenende stellte das israelische Verteidigungsministerium klar: "Die Stellungnahme, die dem früheren Verteidigungsminister Yaalon zugeschrieben wurde, ist nie gesagt worden."
Die pakistanische Regierung sah am Montag laut der Deutschen Presse-Agentur (dpa) keine Notwendigkeit, zu reagieren. "Der Minister hat auf einen gefälschten Bericht geantwortet - keine weitere Reaktion nötig", sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Islamabad. Auch aus dem Außenministerium hieß es, man werde sich nicht äußern. Pakistan erkennt Israel nicht an. Asif selbst deeskalierte allerdings leicht und antwortete in der Nacht auf Montag der "New York Times" auf einen Artikel über die Affäre via Twitter: "Unser Nuklearprogramm ist nur eine Abschreckung, um unsere Freiheit zu schützen. Wir wollen in Frieden koexistieren, in unserer Region und darüber hinaus."
Israel ist als regionale Atommacht bekannt, hat den Besitz von Nuklearwaffen jedoch nie offiziell zugegeben. Es verfolgt eine Politik der bewussten Zweideutigkeit, um Konfrontationen über das Atomprogramm aus dem Weg zu gehen. Nach einem Bericht des Stockholmer Friedensforschungsinstituts SIPRI soll Israel über 80 atomare Sprengköpfe verfügen.
Pakistan ist ebenfalls eines von nur neun Ländern in der Welt mit Atomwaffen. Experten schätzen ihre Zahl auf etwa 120. Sie werden auch wegen der Vielzahl extremistischer Gruppen im Land streng bewacht. Viele Regierungen in der Welt sind aber besorgt, weil Pakistan einigen Berichten zufolge aufrüstet und in der Abschreckungsrhetorik der Regierung Atomwaffenschläge nun häufiger vorkommen. Befürchtet wurde hier allerdings bisher eine Konfrontation mit dem Nachbarn Indien - etwas um die umstrittene Region Kaschmir. Auch Indien hat Atomwaffen.
Sogenannte Fake News tauchen seit einiger Zeit verstärkt online in Sozialen Netzwerken auf. EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker verlangte, die Sozialen Netzwerke sollten konsequenter vorgehen. Es liege im Interesse etwa von Facebook und Google, dabei "einen gewissen Ehrgeiz" zu entwickeln, sagte Juncker den Zeitungen der deutschen Funke Mediengruppe (Dienstag). Glaubwürdigkeit sei schließlich "ihr wichtigstes Kapital".