Die tunesischen Sicherheitsdienste schlagen Alarm: Es drohe eine massenhafte Rückkehr tunesischer Jihadisten in ihre Heimat, warnte die nationale Gewerkschaft der inländischen Geheimdienste am Sonntag in einer Erklärung. Wenn die Regierung diese nicht mit "außergewöhnlichen Maßnahmen" bekämpfe, drohe Tunesien zu einem neuen "Somalia" zu werden, hieß es weiter.

Bei Einsätzen im Irak, in Syrien oder in Libyen hätten die Jihadisten eine militärische Ausbildung erhalten und könnten jegliche Arten von hochentwickelten Kriegswaffen bedienen, warnte die Gewerkschaft. Zurück in Tunesien könnten sich die Islamisten "Schläferzellen" anschließen. "Ihre Rückkehr zu akzeptieren (...) wird dazu beitragen, dass sich der Kreis des Terrorismus vergrößert", hieß es in der Erklärung.

Entzug der Staatsangehörigkeit

Die Regierung müsse daher dringend "außerordentliche" Maßnahmen ergreifen, etwa den Entzug der Staatsangehörigkeit. Nach Angaben des Innenministeriums sind bereits 800 Jihadisten in ihre Heimat zurückgekehrt. Nach Schätzungen einer UN-Arbeitsgruppe kämpfen mehr als 5000 Tunesier in extremistischen Gruppen vor allem im Irak und in Syrien.

Am Samstag hatten hunderte Menschen vor dem Parlament in Tunis gegen eine Rückkehr von Jihadisten in ihr Land protestiert. Mehrere Nichtregierungsorganisationen hatten zu der Demonstration aufgerufen, an der laut den Veranstaltern rund 1500 Menschen teilnahmen. Anlass waren Äußerungen von Präsident Beji Caid Essebsi, wonach die Behörden die Rückkehr von Jihadisten nicht verhindern könnten.

Fünf Festnahmen

Tunesische Sicherheitsdienste warnen vor zurückkehrenden Jihadisten. Die Regierung soll "außergewöhnliche Maßnahmen" ergreifen, so die Appelle. Fünf Personen wurden festgenommen.

Man habe in einem Randgebiet der Hauptstadt Tunis eine "gefährliche" Gruppe ausgehoben, die für die Rekrutierung und Entsendung von Kämpfern ins Ausland verantwortlich sei, teilte das tunesische Innenministerium am Sonntag mit. Die Festgenommenen seien zwischen 25 und 40 Jahre alt.

Auch der mutmaßliche Attentäter von Berlin, Anis Amri, stammte aus Tunesien. Er soll am Montag vor einer Woche einen Lkw in den Weihnachtsmarkt an der Gedächtniskirche gesteuert haben. Dabei wurden zwölf Menschen getötet und dutzende weitere verletzt. Amri konnte fliehen und wurde in der Nacht zum Freitag bei Mailand von einem italienischen Polizisten erschossen.