Der mutmaßliche Attentäter von Berlin ist tot. Anis Amri wurde Freitagnacht bei einer Straßenkontrolle im Mailänder Vorort Sesto San Giovanni von der Polizei erschossen. Dies bestätigte der italienische Innenminister Marco Minniti am Freitag in Rom. Auch das IS-Sprachrohr "Amaq" hat die Tötung des mutmaßlichen Amris bestätigt. Auf der Webseite wurde zudem ein Video gezeigt, das Amri vor dem Anschlag in Berlin aufgenommen hatte, berichteten italienische Medien. Darin schwört der 24-jährige Tunesier seine IS-Treue und seine Entschlossenheit, die bei Luftangriffen getöteten Moslems zu rächen.
Amri ging der Polizei vor dem Bahnhof des Ortes bei einer normalen Straßenkontrolle ins Netz. Dabei habe er plötzlich eine Pistole gezogen, "Allah Akbar" gerufen und auf die Polizisten geschossen. Er verletzte einen von ihnen an der Schulter. Die Beamten hätten das Feuer erwidert und ihn getötet. Der italienische Polizist, der Amri erschossen hat, ist ein 29-Jähriger aus dem sizilianischen Catania, der nur seit wenigen Monaten bei der Polizei ist und auf Probezeit im Einsatz war.
Bei dem zweiten, von Amri angeschossenen Polizisten handelt es sich um einen 36-Jährigen aus Udine, der einer Schulteroperation unterzogen werden muss, berichteten italienische Medien. Er schwebt nicht in Lebensgefahr.
Amri war in der Nacht zu Fuß mit einem Rucksack unterwegs. Er hatte keine Dokumente bei sich und musste anhand seiner Fingerabdrücke identifiziert werden. Der Tunesier hatte in der Vergangenheit mehrere Jahre in Italien gelebt.
Mit dem Zug über Frankreich
Der mutmaßliche Berliner Lastwagen-Attentäter ist wohl mit dem Zug von Frankreich nach Italien gereist. Nach Angaben der italienischen Nachrichtenagentur ANSA vom Freitag kam der Terrorverdächtige aus Chambery nach Turin in der italienischen Region Piemont. Von dort nahm er die Bahn nach Mailand, wo er gegen 1.00 Uhr in der Nacht zum Freitag am Hauptbahnhof ankam.
Nach dem Tunesier war seit Donnerstag mit Haftbefehl gefahndet worden. Es bestanden zuletzt kaum noch Zweifel, dass Amri für den Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in der deutschen Hauptstadt mit mindestens zwölf Toten verantwortlich sein dürfte. Seine Fingerabdrücke wurden mehrfach an dem Lkw sichergestellt, der am Montagabend in die Stände nahe der Gedächtniskirche gerast war.
Es gebe weitere Hinweise, "dass dieser Tatverdächtige mit hoher Wahrscheinlichkeit wirklich der Täter ist", teilte der deutsche Innenminister Thomas de Maiziere mit. Auf Amris Spur waren die Ermittler gekommen, als sie im Lastwagen seine Duldungspapiere fanden. Das geschah aber erst am Dienstag, weil die Fahrerkabine zunächst versiegelt worden war. Amri, der 2015 nach Deutschland einreiste, war Medienberichten zufolge in Italien und Tunesien bereits zu langen Haftstrafen verurteilt worden.
In der Früh war die Berliner Polizei Spuren in einer Moschee nachgegangen. "Eine Festnahme hat es aber nicht gegeben", hieß es. Am Vortag hatten neue Hinweise zu Amri darauf hingedeutet, dass er nach dem Anschlag von Berlin Unterschlupf in der Hauptstadt gesucht hat. Der TV-Sender rbb veröffentlichte am Donnerstagabend Überwachungsbilder, die den Terrorverdächtigen knapp acht Stunden nach der Tat vor einem Berliner Moschee-Verein zeigen sollen.