Tunesien ist in den vergangenen Jahren einerseits zu einer Basis für Jihadisten, andererseits aber auch zum Ziel für Terroristen geworden. Die meisten ausländischen Extremisten, die sich Terrorgruppen in Syrien, dem Irak und Libyen angeschlossen haben, kommen aus dem nordafrikanischen Land.
Nach Schätzungen amerikanischer Denkfabriken kämpfen zwischen 6000 und 7000 Tunesier im Ausland auf Seiten der Terrormiliz IS oder des Terrornetzwerks Al-Kaida. Die tunesische Regierung sprach zuletzt von rund 3000.
Auch mehrere Terroristen, die mit Anschlägen in Europa in Verbindung gebracht wurden, waren gebürtige Tunesier, darunter der Attentäter von Nizza, der einen Lastwagen in eine Menschenmenge steuerte.
Humus für radikale Ideen
Radikale Ideen finden in dem kleinen nordafrikanischen Land immer größeren Anklang. Einer Studie des nationalen Jugendobservatoriums zufolge lehnen nur noch rund 20 Prozent einen radikalen Salafismus ab. Viele Jugendliche sind nach den arabischen Aufständen von 2011 enttäuscht und fühlen sich angesichts der schlechten wirtschaftlichen Lage vom Staat im Stich gelassen. Gerade in ländlichen Gebieten und in den Vororten von Tunis haben radikale Prediger Zulauf.
Auch Tunesien selbst ist Ziel von Anschlägen geworden. Bei drei Terrorattacken im vergangenen Jahr starben mehr als 70 Menschen. Im März versuchten Anhänger des IS einen Ort nahe der libyschen Grenze einzunehmen. Dabei starben rund 50 Personen.
Dabei gilt das Land, in dem die arabischen Revolutionen ihren Ausgang nahmen, mit seinen Bemühungen um Demokratie eigentlich als Vorzeigeland. Das dortige nationale Dialogquartett verschiedener Verbände erhielt 2015 für seine Arbeit sogar den Friedensnobelpreis.