Der junge türkische Polizist, der in Ankara den russischen Botschafter erschossen hat, war laut einem Zeitungsbericht in den vergangenen Monaten achtmal zur Bewachung des türkischen Staatschefs Recep Tayyip Erdogan eingesetzt. Mevlüt Mert Altintas habe seit Juli bei acht öffentlichen Auftritten von Erdogan Dienst gehabt, berichtete die Zeitung "Hürriyet" am Mittwoch.
Dabei habe der 22-Jährige zur zweiten Sicherheitskette nach Erdogans persönlicher Leibwache gehört. Altintas hatte am Montag bei einer Ausstellungseröffnung den russischen Botschafter Andrej Karlow erschossen. Der 22-Jährige verschaffte sich Medienberichten zufolge mit Hilfe seines Polizeiausweises Zutritt zu der Ausstellung und schoss dem Diplomaten neun Mal in den Rücken. Altintas war Mitglied einer Spezialeinheit in Ankara.
13 Verhaftungen in der Türkei
Der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu machte die Bewegung des islamischen Predigers Fethullah Gülen für das Attentat verantwortlich. Die türkische Regierung hält den im Exil in den USA lebenden Gülen für den Drahtzieher des gescheiterten Militärputsches vom 15. Juli, was der einstige Weggefährte von Erdogan entschieden bestreitet. Ankara geht seit dem Umsturzversuch mit aller Härte gegen Gülen-Anhänger und andere vermeintliche Regierungsgegner vor.
Nach türkischen Medienberichten wurden im Zusammenhang mit dem Attentat bisher 13 Menschen festgenommen, darunter enge Verwandte von Altintas. Ein Team von 18 russischen Ermittlern ist seit Dienstag in der Türkei, um zusammen mit türkischen Kollegen die Hintergründe des Attentats zu untersuchen.
Der ermordete Botschafter Karlow soll am Donnerstag beigesetzt werden. An der Trauerfeier wird nach Kreml-Angaben auch Präsident Wladimir Putin teilnehmen, der dazu seine jährliche Jahres-Abschlusspressekonferenz auf Freitag verschob.
Gülen verurteilt Anschlag
Unterdessen meldete sich auch der in der Türkei als Terrorist angesehene Prediger Fethullah Gülen. Er verurteilte die Ermordung des russischen Botschafters scharf. "Ich entsende der Familie Karlow und dem russischen Volk mein zutiefst empfundenes Beileid für diesen tragischen Verlust", erklärte Gülen. "Ich bitte Gott den Erbarmer, die Wurzeln des Terrorismus auszutrocknen und die Welt in eine Zeit von Frieden und Ruhe zu führen", heißt es in der Mitteilung des muslimischen Geistlichen weiter. Die türkische Regierung hatte zuvor Verbindungen des Attentäters zur Gülen-Bewegung untersucht. Gülen lebt in den USA im selbstgewählten Asyl. Die Türkei verlangt seine Auslieferung.