"Wir werden seinen Namen in Ankara und in unseren Herzen weiterleben lassen", sagte Außenminister Mevlüt Cavusoglu in Moskau. Die Straße, in der die russische Botschaft liegt, werde künftig Andrej Karlows Namen tragen. Cavusoglu kündigte zugleich eine lückenlose Aufklärung des Attentats gemeinsam mit russischen Ermittlern an.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan versicherte, die Tat werde das Verhältnis zu Russland nicht beschädigen. Der Leichnam des getöteten Diplomaten Andrej Karlow wurde nach einer Zeremonie am Flughafen von Ankara nach Moskau überführt. Er sei sich mit seinem russischen Kollegen Wladimir Putin einig, dass die Zusammenarbeit, besonders zum Syrien-Konflikt, nicht "durch diesen Angriff behindert wird", sagte Erdogan. "Wir sind uns einig, dass dieser hinterhältige Angriff eine offene Provokation ist, die die türkisch-russischen Beziehungen treffen soll."
Nach Angaben des Kreml wurden am Dienstag insgesamt 18 Ermittler, Diplomaten und Vertreter der Sicherheitsdienste nach Ankara entsandt. "Wir müssen wissen, wer die Hand des Mörders geleitet hat", hatte Putin nach dem Attentat am Montagabend gesagt. Trotz des Anschlags kamen am Dienstag in Moskau die Außenminister der Türkei, Russlands und des Irans zu Gespräche über den Syrien-Konflikt zusammen.
Russlands Außenminister Sergej Lawrow sagte, es dürfe "keine Zugeständnisse an Terroristen" geben. "Diese Tragödie zwingt uns alle, noch entschiedener gegen den Terror zu kämpfen", sagte Lawrow an der Seite seines türkischen Kollegen Mevlüt Cavusoglu. Bei dem Treffen sprachen sich die drei Minister für eine "erweiterte Waffenruhe" für ganz Syrien aus und boten sich als Garanten für eine Friedenslösung an.
Der junge Polizist Mevlut Mert Altintas hatte am Montagabend den russischen Botschafter Karlow bei einer Ausstellungseröffnung erschossen. Der 22-Jährige verschaffte sich laut der regierungsnahen Zeitung "Sabah" mit Hilfe seines Polizeiausweises Zutritt zu der Ausstellung.
Dort positionierte sich Altintas wie ein Leibwächter hinter Karlow, bevor er ihm neun Mal in den Rücken schoss. Nach der Tat rief Altintas, er habe dies aus "Rache" für Aleppo getan, wo die syrischen Regierungstruppen mit der Unterstützung der russischen Luftwaffe jüngst die letzten Rebellenviertel eroberten. Altintas wurde später von der Polizei erschossen.
Während sich das Verhältnis der Türkei zu Russland zuletzt verbessert hat, ist in der türkischen Bevölkerung die Empörung über das russische Vorgehen in Aleppo groß. Zuletzt gab es in Ankara und Istanbul wiederholt Proteste vor den diplomatischen Vertretungen Russlands und des Irans, der im syrischen Bürgerkrieg ebenfalls Machthaber Bashar al-Assad unterstützt.