Es gehört zur psychologischen Kriegsführung,
dass der Körper einer Frau zum Kriegsschauplatz wird. Die Irakerinnern Nadia Murad und Lamija Haji Bashar, die der religiösen Minderheit der Jesiden angehören, waren Opfer dieser perfiden Strategie des Quälens. Beide wurden im Jahr 2014 von IS-Kämpfern aus ihrem Dorf im Nordirak
geholt und mussten mitansehen, wie
ihre Verwandten getötet wurden.
Nadia und Lamija kamen unter die Herrschaft
des IS, wurden versklavt, gequält, vergewaltigt.
Lamiya Aji gelang erst heuer im Frühjahr die Flucht. Sie überlebte, schwer gezeichnet, sogar die Explosion einer Tretmine und schaffte es nach Deutschland. Nadia Murad hatte mehr Glück, sie schaffte die Flucht drei Monate nach ihrer Gefangennahme.
Die Jesidin türmte, kam auch nach Deutschland und ist fortan das Sprachrohr der Sprachlosen. Sie appelliert an die westliche Welt, nicht wegzuschauen. „Der Tod ist harmlos im Vergleich zu der Hölle, durch die wir alle gehen mussten“, sagte sie Außenminister Sebastian Kurz im September im UN-Hauptquartier in New York.
Kurz, der 2017 den Vorsitz der OSZE
übernehmen wird, bat die 23-Jährige, als
OSZE-Sonderbotschafterin für die Rechte von Frauen zu wirken. Nadia Murad fordert, dass die Täter vor Gericht kommen und ihre Verbrechen als Völkermord eingestuft
werden, der IS arbeite systematisch an der Auslöschung der Jesiden, einer kleinen monotheistischen Religionsgemeinschaft. Diesen Herbst wurde Nadia
Murad zur UNO-Sonderbotschafterin ernannt.
Zur Seite steht ihrMenschenrechtsanwältin
Amal Clooney.
Nun haben Nadia Murad und Lamija Haji Bashar den mit 50.000 Euro dotierten Sacharow-Preis des Europaparlaments bekommen. Stellvertretend für Tausende Frauen in Gefangenschaft.
Manuela Swoboda