Sie ist sieben Jahre alt. Im Alter zwischen fünf und sieben Jahren, das weiß man aus der Entwicklungspsychologie, erleben Kinder eine schwierige Übergangsphase
vom Klein- zum Großkind. Sie sind psychisch labil, schwanken zwischen Weinerlichkeit und Zorn. Eltern kennen das, Kinder in dieser Zeit sind „anstrengend“.
So ist das unter normalen Umständen.


Aber nicht bei Bana aus Aleppo, dem siebenjährigen Mädchen, das mitten im syrischen Bürgerkrieg aufwächst und dessen Spielwiese ein Schlachtfeld ist. Von Mama
Fatemeh und Papa Ghassan zwar behütet, aber: Wie geht behüten, wenn sich der Alltag zwischen Mörsergranaten, Fassbomben und Todesangst abspielt?

Bana al- Abed aus Aleppo lebt zwischen den Trümmern und twittert seit September, wie sie den Bürgerkrieg erlebt. Mit ihren Eltern und ihren zwei jüngeren Brüdern muss sie ständig vor den Bombardements in der einstigen Wirtschaftsmetropole Syriens flüchten, die nur noch ein Trümmerfeld ist.

„Good morning from Aleppo. Wir leben noch“, schrieb Bana kürzlich. Sie hat weit über 100.000 Follower, darunter
auch Joanne K. Rowling. Der Berliner „Tagesspiegel“ machte Anfang Dezember ein Interview mit der Kinderstimme aus dem Krieg. Skype funktionierte nicht, das Gespräch wurde im Chat geführt. Auf die
Frage, wann sie das letzte Mal draußen gespielt habe, antwortete Bana: „Ich erinnere mich nicht. Es ist so selten.“

Für Syriens Machthaber Assad, der vom dänischen TV-Sender TV2 kürzlich auf Bana angesprochen
wurde, ist das Mädchen nur ein „Propagandaspiel“ der Terroristen und interessiere ihn nicht. Seine Regierung müsse sich um die „Realität“ kümmern, sagte
er. Es gibt auch andere, die kritisieren, die
Tweets würden großteils von Banas Mutter
Fatemeh abgeschickt. Mag sein. Wesentlicher
ist ohnehin, dass ein reales siebenjähriges
Mädchen die ganze Kindheit im Krieg erlebt.